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»Mittlerweile glaube ich an Wunder«

Was Gästemanagerin Anja Fecke vor dem Weltjugendtag so alles erlebt

Kreis Paderborn (WV). Unentwegt klingelt das Telefon bei Anja Fecke. Und wenn, nachdem sie sich gemeldet hat, zuerst einmal nichts kommt und dann jemand aus weiter Ferne in hartem Englisch brüllt: »Anja, it's you?«, dann weiß sie: Zinah aus Liberia ist am Apparat.

Anja Fecke ist Gästemanagerin im Weltjugendtagsbüro des Erzbistums Paderborn, und Zinah ist einer der Gäste, die in Paderborn erwartet werden. Er wird voraussichtlich mit fünf jungen Leuten nach Lippstadt kommen. Seine Geschichte ist die bislang spannendste, die Anja Fecke erzählen kann.
Die erste E-Mail von Zinah kam Ende Mai. Darin äußerte er den Wunsch, mit einer kleinen Gruppe in das Erzbistum Paderborn zu kommen. Das Problem: Der Flug sollte mehr als 2 000 Euro pro Person kosten. »Ich habe natürlich keine Gemeinde gefunden, die das schultern wollte«, erzählt die Gästemanagerin. So habe sie ihm schon absagen wollen und hat dies »eher beiläufig« Bernward Beel, einem Gemeindereferenten aus Lippstadt, erzählt.
Der sprang sofort auf die Geschichte an und versprach, sie mit in eine Dekanatskonferenz zu nehmen. Ein paar Tage später meldete er sich und erklärte: Wir als Dekanat machen das. Zudem wusste er schon, dass ein Flug von Dakar im Senegal nach Paris erheblich günstiger ist. Und er hatte auch bereits geklärt, dass eine französische Gruppe, die im Dekanat Lippstadt erwartet wird, die Liberianer in Paris am Flughafen abholen und im Bus mit nach Deutschland nehmen wird.
Nach der ersten Erleichterung tauchte das nächste Problem auf: Wie kommen die sechs nach Dakar in den Senegal? Liberia ist Bürgerkriegsland; über den Landweg zu kommen, wäre viel zu gefährlich. Auch dafür war also ein Flug nötig, der Geld kostete.
Hier sagte Weihbischof Matthias König, Bischofsvikar für die Weltmission, Unterstützung zu. Problem Nummer zwei war also gelöst, doch nun tauchte Problem Nummer drei auf, das unlösbar schien: Die Gruppe braucht ein Visum, aber eine deutsche Botschaft gibt es in Liberia nicht, sondern nur in Ghana oder in Elfenbeinküste. Wieder wäre ein Flug notwendig. Und nun geschah, was Anja Fecke dazu führt, zu sagen: »Mittlerweile glaube ich an Wunder«.
Die Liberianer gehören einem Chor an, der an einem nationalen Wettbewerb teilgenommen und diesen gewonnen hat. Der erste Preis ist die Teilnahme an einem internationalen Wettbewerb und der findet statt: in Ghana. »Als ich diese Mail bekommen habe, da hatte ich echt Tränen in den Augen«, so die Gästemanagerin, »da will doch einer, dass die kommen«.
Nun gilt es, noch eine letzte Hürde zu überwinden: die Visumsabteilung der deutschen Botschaft in Ghana. Aber immerhin: Die Flugtickets sind bestellt.
Anja Fecke jedenfalls freut sich schon, Zinah bei den Tagen der Begegnung in Paderborn persönlich kennen zu lernen.

Artikel vom 14.07.2005