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Haft im Schmiergeldprozess

Planer kassierte beim Bau von Supermärkten kräftig mit

Von Jens Heinze
Bielefeld (WB). Im »Marktkauf«-Schmiergeldprozess um Bau und Ausrüstung der gleichnamigen Supermärkte wurde gestern Diplom-Ingenieur Klaus B. (54) vom Landgericht Bielefeld zu drei Jahren Haft verurteilt.

Die 1. Große Wirtschaftsstrafkammer sprach den Angeklagten aus Bad Salzuflen (Kreis Lippe) und Chef eines Bielefelder Planungsbüros in 54 Fällen der schweren Bestechlichkeit, des Betruges und der Untreue schuldig. Vorsitzender Richter Wolfgang Korte bescheinigte dem Diplom-Ingenieur eine »erhebliche kriminelle Energie«. Nach den Feststellungen der Großen Strafkammer hatte Klaus B. in der Zeit von Februar 1998 bis November 2002 bei Bauplanung und Bauaufsicht vornehmlich für »Marktkauf«-Supermärkte etwa 500 000 Euro Schmiergeld kassiert.
Dabei machte sich der 54-Jährige die von ihm angestoßene »Drei-Prozent-Provisionsregelung« zunutze: Handwerksfirmen mussten, um Aufträge bei den Bauprojekten quer durch das Bundesgebiet zu erhalten, drei Prozent Schmiergeld an ihn zahlen. Im Gegenzug hatte der Angeklagte dafür gesorgt, dass wichtige Details bei der Vergabe von beschränkten Ausschreibungen an seine »Partner« flossen. Diese konnten dann wiederum dank der Kenntnis dieser entscheidenden Einzelheiten bei der Abgabe von Angeboten die Konkurrenz mühelos unterbieten.
Das an den Chef des mittlerweile insolventen Bielefelder Planungsbüros IBB gezahlte Schmiergeld holten sich die Handwerker von den Hauptauftraggebern des 54-Jährigen, der AVA (Allgemeine Handelsgesellschaft der Verbraucher AG) und deren Tochterunternehmen »Marktkauf« wieder. Die beiden Unternehmen mit Stammsitz Bielefeld wurden mit überhöhten Rechnungen für nicht erbrachte Leistungen um hunderttausende Euro geschädigt.
Klaus B. hatte im vierwöchigen Prozess vor Gericht ein Teilgeständnis abgelegt und hat inzwischen zumindest einen Teil des entstandenen Schadens ersetzt. Sein Motiv für 54-fache Bestechlichkeit, Betrug und Untreue: Er wollte mit dem Schmiergeld sein Büro, das in den 90-er Jahren zu schnell expandiert war, »über Wasser halten«.

Artikel vom 13.07.2005