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Ballon-Unfall:
Soldaten entlastet

Anklage: keine fährlässige Tötung

Detmold (WB/lnw). Nach dem tragischen Tod der fünfjährigen Isobel aus Detmold bei einem Ballonunfall in Mönchengladbach hat ein britisches Militärgericht den Vorwurf der fahrlässigen Tötung fallen gelassen.

Richter Jack Blackett folgte damit einem Antrag der Anklage. Ein neues Gutachten habe ergeben, dass sich der Gasballon auch bei exakter Einhaltung der Bedienungsanleitung mit hoher Wahrscheinlichkeit wegen des Sturms losgerissen hätte, sagte Ankläger Jeremy Donne. Der angeklagte britische Gefreite habe sogar noch zwei Halteseile durch Seile ersetzt, deren Stärke über die Anforderung des Herstellers hinausging.
Bei dem Unfall auf einem Nato-Sommerfest am Pfingstsonntag 2003 hatte sich der Aussichtsballon auf dem britischen Militärgelände in Mönchengladbach losgerissen. Ein umherfliegendes Halteseil des mit Helium gefüllten Ballons wickelte sich um den Arm der fünfjährigen Isobel und riss das Kind aus der Hand seiner Mutter Hannelore C. in die Höhe. Die entsetzten Eltern - der britische Soldat Robert C. und seine deutsche Frau - mussten mitansehen, wie der Ballon mit ihrer Tochter in dem tosenden Unwetter verschwand. Die Leiche des Mädchens und der Fesselballon waren später etwa 50 Kilometer entfernt entdeckt worden.
Der Gefreite und ein Hauptmann müssen sich nun noch wegen des Vorwurfs der Verletzung der Aufsichtspflicht verantworten. Vom Hauptvorwurf verschont, bekannte sich der Gefreite sofort schuldig. Sein Vorgesetzter, ein zwei Jahre älterer Hauptmann, beharrte dagegen auf seiner Unschuld.
Umstritten ist, ob die Soldaten einen Wetterbericht eingeholt hatten und von dem drohenden Sturm wussten. Zudem hatte der Gefreite nur vier der sechs Grundanker befestigt.
Die britische Militärjustiz hat für das Verfahren erstmals in ihrer Geschichte einen zivilen Ankläger eingesetzt. Jeremy Donne rügte sogleich die lange Dauer des Verfahrens. »Das Mädchen war zur falschen Zeit am falschen Ort«, sagte der Ankläger.
Mit dem Fesselballon sollten bei gutem Wetter Menschen an Gurten in die Höhe steigen. Der in Spanien gekaufte Ballon bleibt dabei immer an einem Seil mit dem Boden befestigt.

Artikel vom 13.07.2005