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Putzmittel, Lappen, Handtücher - auf dem Wagen findet alles Platz.

In 20 Minuten
ist ein Zimmer
aufgeräumt

Leeren, lüften, sprayen, saugen

Von Burgit Hörttrich
Bielefeld (WB). Frühestens um 9.00 Uhr klopft Diden Dural an die erste Zimmertür. Der Gast von 501 ist abgereist, Diden Dural kann loslegen: 20 Minuten braucht sie, um das Zimmer im Hotel »Mercure« am Waldhof zu putzen, um das Bett zu machen, zu saugen und aufzuräumen.

Diden Dural ist eines von sechs Zimmermädchen des Hotels, deren Einsatz von zwei Hausdamen koordiniert wird. Doris Zahn ist eine von ihnen.
Sie hat für Diden Dural auch an diesem Morgen die Liste der Zimmer vorbereitet, die gereinigt werden müssen. Zimmernummern, die rot gekennzeichnet sind, sind so genannte Abreiser, die grünen Nummern kennzeichnen »Bleiber«. Doris Zahn: »Ist ein Gast abgereist, lässt sich das Zimmer quasi nach Schema reinigen, bei Bleibern muss man um Gegenstände herumwischen.« Trotzdem: »Bleiber«-Zimmer sind im Durchschnitt schon nach 15 Minuten gereinigt.
Derweil hat Diden Dural in Zimmer 501 ihre Arbeit aufgenommen, hat den Aschenbecher und die Mülleimer geleert und dann gelüftet. Der erste Arbeitsgang. Auf ihrem Rollwagen ist alles übersichtlich untergebracht, was sie braucht. Die rote Flüssigkeit aus der Sprayflasche wird auf die Kacheln im Badezimmer gesprüht: Sie entkalkt und reinigt. Während die Flüssigkeit einzieht, nimmt sich Diden Dural bereits das Bett vor: Laken und Überzüge werden abgezogen, benutzte Handtücher eingesammelt; sie trägt alles nach draußen zur Schmutzwäsche. Sie bezieht das Bett neu, putzt dann gründlich das Badezimmer, hat für jede Tätigkeit ein spezielles Tuch. Sie ledert den Spiegel streifenfrei, wischt die Kacheln mit dem Schwamm ab, trocknet nach; das Mikrotuch ist fürs Staubwischen da. Im Zimmer werde die Möbeloberflächen mit der blauen Flüssigkeit eingesprüht und geputzt. Ob das Oberbett gerade oder schräg aufs Bett gelegt wird, richtet sich danach, ob das jeweilige Zimmer ein Einzel- oder Doppelzimmer ist. Shampoo, Seife und Prospekte werden ausgelegt, die Mini-Bar nachgefüllt, zum Schluss wird gründlich gesaugt. Auch über die Kacheln. »Damit da kein Haar oder Fussel hängen bleibt,« sagt Doris Zahn.
Maximal 20 Zimmer müssen an einem Arbeitstag gerichtet werden. »Das ist harte körperliche Arbeit«, weiß Hotelchefin Ilse Beyerl aus eigener Erfahrung. Denn auch wenn bis 20 Uhr immer jemand da ist, der ein Zimmer für den nächsten Gast vorbereiten kann, wenn der vorige lange geblieben ist, kommt es mitunter vor, dass ein Raum kurzfristig hergerichtet werden muss. »Wenn überraschend ein Gast spät und ohne Anmeldung eintrifft«, sagt Ilse Beyerl. Dann packt sie auch selbst mit an.
Gelegentlich gibt es Sonderaktionen - Großreinemachen sozusagen. Da werden die Kopfkissen gewaschen und die Gardinen und der Teppichboden shampooniert. In der Woche, so Ilse Beyerl, kommen überwiegend Geschäftsleute: »Die haben früh Termine, da können die Zimmermädchen auch früh mit dem Putzen beginnen.« Am Wochenende und jetzt, in der Ferienzeit, ist das anders. Samstags und sonntags wird ausgeschlafen, zurzeit sind vor allem Touristen aus Holland im »Mercure«. Für die hat Hausdame Doris Zahn nur Lob übrig: »Die hinterlassen ihre Zimmer immer sehr ordentlich, klappen selbst die Betten akkurat auf.«
Eigentlich, so ergänzt Ilse Beyerl, habe man selten »Kummer« mit den Gästen: »Rockstars, die den gesamten Raum zerlegen, haben wir hier bislang noch nicht beherbergt.«
Die Zimmermädchen jedenfalls freuen sich, wenn ein Gast auch an sie denkt und auf dem Kopfkissen ein Trinkgeld hinterlässt. Weil ein gründlich sauber gemachtes Zimmer auch Anerkennung verdient.
Diden Dural wirft noch einen letzten prüfenden Blick durch Zimmer 501. Dann zieht sie die Tür zu und klopft an die nächste Tür.
Stunden später bestückt sie ihren Wagen für den nächsten Tag, und dann hat sie endlich Feierabend. »Zu Hause wird so gründlich wohl nicht geputzt«, sagt Doris Zahn.

Artikel vom 15.07.2005