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Frankreich genießen -
am besten vom Boot aus
Kulinarische und kulturelle Hochgenüsse bequem per Flussschiff erreichen
Leben wie Gott in Frankreich - wo lässt sich diese Redensart besser in die Tat umsetzen als zwischen Burgund und Camargue, wo das Genießer-Herz der »Grande Nation« schlägt? Besonders bequem lässt sich dieser Reisetraum auf einem Flussschiff verwirklichen.
Und so schickt die Arkona-Reederei seit diesem Frühjahr gleich zwei baugleiche Schwesterschiffe auf die Tour zwischen Chalon-sur-Saône und Arles: Die »MS Arosa Stella« und »MS Arosa Luna« starten jeweils samstags von Lyon aus in entgegengesetzter Richtung.
Begeistert vom Ausblick sitzen die Passagiere an Deck - nicht einmal die vielen Atomkraftwerke, die das Schiff auf der Rhône passiert, können den Gesamteindruck stören. Es ist die zauberhafte Landschaft, die die Menschen begeistert - ob es sich nun um die kleinste Kathedrale Frankreichs handelt, die in Viviers grüßt, die majestätischen Felsen von Donzère oder die mächtige Burg von Villeneuve im Languedoc-Roussillion.
Avignon ist das erste Etappenziel, und natürlich steht eine Besichtigung des Papst-Palastes auf dem Programm. Das monumental-düstere Gemäuer beherbergt wertvolle Fresken und Wandteppiche. Die ganzen Ausmaße des Palastes lassen sich freilich nur erahnen, wenn man zusätzlich eine Fahrt im Riesenrad am Rhône-Ufer macht - der Ausblick ist phänomenal und schließt natürlich auch die berühmten Reste der vielbesungenen Brücke von Avignon ein.
Weiter geht es nach Arles, der Stadt des Malers Vincent van Gogh, die heute nicht mehr so reizvoll erscheint. Empfehlenswert ist es daher, eine gemütliche Jeeptour in die Camargue zu unternehmen. Schwarze Kampfstiere, weiße Pferde und rosafarbene Flamingos beleben die Kulisse aus der Lagune von Vaccarès, Reisfeldern und Salzwiesen, ehe im Badeort Saintes-Maries als Höhepunkt ein kurzer Stopp bei den häufig stattfindenden Reiterfestspielen eingelegt wird. Da klappern die Hufe, wirbelt der Staub und applaudieren die Zuschauer begeistert, wenn zum großen Finale die Wagenrennen à la Ben Hur stattfinden.
Am nächsten Tag geht es bereits wieder gen Norden, es ruft die wilde Region der Ardèche. Reich an Naturschönheiten wie Höhlen, Lavendelfeldern und grandiosen Schluchten, gilt sie dennoch als das Armenhaus Frankreichs. Am besten, man tauscht die komfortable »Arosa Stella« für ein paar Stunden gegen ein Kajak ein, dann erschließt sich einem das dramatische Landschaftsbild in geradezu perfekter Weise.
Lyon hingegen lädt zum Bummeln ein. Den organisierten Stadtrundgang kann man getrost vergessen, denn die Fotomotive liegen zu diesem Zeitpunkt exakt im Gegenlicht. Besser, man trabouliert vormittags in der Altstadt zwischen Rhône und Saône. Hinter diesem Begriff versteckt sich eine typisch Lyoner Verhaltensweise: Man benutzt nicht nur die Straßen zum Vorwärtskommen, sondern schlängelt sich auch durch die Innenhöfe, die die Blöcke miteinander verbinden.
Lyon ist für seine Seidenkunst bekannt, die man am besten im Museum bewundert. Und nachmittags sollte dann ein Besuch der Kathedrale den (geographischen) Höhepunkt bilden, ehe man das Stadtpanorama noch einmal beim Auslaufen von Deck der »Stella« genießt. Aber Vorsicht: Bei einer Brücke bleiben zwischen Unterkante und Schiffsaufbauten gerade noch elf Zentimeter Platz. Da ist präzises Ducken angesagt.
Auf der Saône ändert sich das Landschaftsbild - links und rechts des Flusses stehen Herrenhäuser, zahlreiche Angler versuchen in den Dämmerstunden ihr Glück. Von Chalon aus geht es dann mit dem Bus nach Meursault und Beaune, direkt ins Zentrum der besten Burgunderweine. Die Kellergänge, in denen edle Tropfen lagern, ziehgen sich fünf Kilometer unter der Stadt entlang. Und natürlich gehört auch ein Besuch im ehemaligen Hospital, dem bauhistorisch wertvollen »Hôtel de Dieu«, zum Programm. Dann heißt es auch schon wieder Kofferpacken - doch am letzten Tag warten noch weitere exquisite Eindrücke auf die Reisenden. Auf dem Weg zur Klosterruine von Cluny, einstmals größter Sakralbau der Welt, passieren die Kreuzfahrer die christliche Kommune von Taizé. Und am Nachmittag geht es dann ins Beaujolais, wo ein besonders fruchtiger Rotwein angebaut wird. Beim Besuch des Weinmuseums der Familie DubÏuf sollte man allerdings auf die miserbale Weinprobe verzichten und sich besser die exquisite Sammlung herrlicher Spielzeug-Eisenbahnen ansehen, die auch zum Thema passt - denn die Eisenbahn spielte eine sehr wichtige Rolle beim Weinexport.
Keine Frage: Das Schiff ist die bequemste Art, diese besonders schöne Seite von Frankreich zu entdecken. Und die angesichts der Fülle an Sehenswürdigkeiten durchaus preiswerte Kreuzfahrt weckt wohl in jedem den Wunsch, einmal wieder zu kommen - dann aber mit dem Auto, um mehr Zeit zu haben und vor allen Dingen die kulinarischen Genüsse für zu Hause »bunkern« zu können.
Thomas Albertsenwww.a-rosa.dehttp://de.franceguide.com

Artikel vom 16.07.2005