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 Radprofi Jörg Ludewig  MeinTour-Tagebuch


Bonjour! Endlich Ruhetag, lange ausschlafen! Von wegen. Um 7.30 Uhr wurden wir freundlich, aber bestimmt aus dem Schlaf geweckt: Dopingkontrolle. Mich als notorischen Frühaufsteher hat es weniger gestört. Aber meine Kollegen waren schon ziemlich angefressen, dass sie um diese Zeit zur Blutprobe gebeten wurden.
Ich habe bei dieser Tour bis jetzt drei Kontrollen hinter mir: Beim Gesundheitscheck vor dem Start, dann zufällig ausgelost nach einer Etappe und heute. Und das war bestimmt noch nicht alles. Da sieht man, wie dicht das Kontrollraster ist. Wer hier unerlaubte Mittel einsetzt, fährt echt Harakiri und hat es gar nicht anders verdient, als erwischt zu werden.
Ansonsten war meine Nacht prima. Es ist nämlich nicht so einfach, sich an einen neuen Zimmerkollegen zu gewöhnen. Rafael Nuritdinov schnarcht, na ja, aber heute Nacht hatte ich das Zimmer für mich allein, weil Rafael krank ist, und ohne Schnarchen schläftÕs sich eindeutig besser.
Nach dem ausgiebigen Frühstück ging es dann aufs Rad. Die Ostblockfahrer aus unserem Team haben ihre eigene Gruppe aufgemacht und sich mit Landsleuten getroffen, um Heimatnews auszutauschen. Da hab ich mir ein paar andere Kumpels gesucht: Patrik Sinkewitz und Michael Rodgers, beide noch bei Quick-Step und auch künftig zusammen bei T-Mobile. Tom Boonen und Kevin Hulsmans waren auch dabei. Zwei Stunden haben wir trainiert. Eine Stunde habe ich hinterm Auto Tempo gebolzt - immer 50 bis 60 km/h auf dem Tacho. Der auf Tour geprägte Körper braucht das.
Jetzt in den Alpen will ich nur einigermaßen gut aussehen und Kräfte sparen - für die Etappe am Donnerstag von Briancon nach Digne-les-Beins. Die ist für die Sprinter viel zu wellig, und die Bergfahrer werden sich zwischen Alpen und Pyrenäen auch nicht voll verausgaben wollen. Ausreißen ist dann also vielleicht mal erlaubt.

Artikel vom 12.07.2005