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Musikleben der Stadt mitgeprägt

Komponist Rudolf Mors wäre am Samstag 85 Jahre alt geworden

Bielefeld (uj). Er war nicht nur ein ausgezeichneter Komponist, sondern auch ein ausgesprochener Vielschreiber: Allein in Bielefeld wurden während seines zwanzigjährigen Wirkens am Theater mehr als 100 seiner Kompositionen uraufgeführt. Am Samstag, 16. Juli, wäre Rudolf Mors, von 1963 bis 1983 Kapellmeister und Komponist in Bielefeld, 85 Jahre alt geworden.

In München als Sohn des Komponisten, Kapellmeisters und Kritikers Richard Mors und dessen Ehefrau Johanna geboren, besuchte Mors nach Krieg und sowjetischer Gefangenschaft die Münchner Musikhochschule. Erste Engagements als Kapellmeister führten ihn nach Ingolstadt und Ulm.
1963 nahm Mors ein Engagement der Städtischen Bühnen Bielefeld an. 20 Jahre lang prägte er entscheidend das Musikleben der Stadt. Er komponierte für viele Theateraufführungen die Schauspielmusiken und begleitete oft selbst am Flügel das Geschehen auf den Theaterbrettern. Bedeutende Werke von ihm erlebten in Bielefeld ihre Urauffühung.
Dabei bezog der Komponist stets kritisch Stellung zu gesellschaftlichen Themen: »Die Flamme« etwa, eine Fantasie nach Christian Morgenstern für Sopran und großes Orchester (1970), beschäftigt sich mit der Gefahr der Vernichtung durch Atomkraft, Das Konzert für Klavier und Orchester (1076) erinnert mit zwei aus der Gefangenschaft mitgebrachten Themen an die Vergangenheit, die Oper »Vineta« nach eigenem Textbuch 1968) zeigt als Vision den Ausstieg aus der technisierten Welt.
Ein überregionaler Erfolg wurde 1983 die Uraufführung von Mors' zweiter Oper »Der Kreidekreis«. An seiner Musik wurde gelobt, dass sie »Brücken zwischen Tradition und Moderne baut« und »liedhaft, melodisch« ausgerichtet sei.
Für den »Kreidekreis« wurde Mors vom Landschaftsverband Westfalen-Lippe mit dem Musikpreis des Annette-von-Droste-Hülshoff-Preises ausgezeichnet.
1988 komponierte Rudolf Mors ein Oratorium, das sich dem Thema Natur-Mensch stellte. Es blieb Fragment. Mors' plötzlicher Tod an 24. September 1988 setzte seinem reichen Schaffen ein Ende.

Artikel vom 16.07.2005