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Hartz-Nachfolge
bei VW offen

Volkert nicht mehr im Aufsichtsrat

Hannover (Reuters/dpa). Das Präsidium des Aufsichtsrates von Volkswagen entscheidet morgen über das Rücktrittsangebot von VW-Arbeitsdirektor Peter Hartz. An der Sitzung werde auch VW-Konzernchef Bernd Pischetsrieder teilnehmen, sagte gestern ein Sprecher der niedersächsischen Landesregierung.

Hartz hatte im Zuge der Korruptionsaffäre um angebliche Tarnfirmen von VW-Mitarbeitern und überhöhte Spesenrechnungen von Betriebsratsmitgliedern am Freitag seinen Rücktritt angeboten. Der vor gut einer Woche überraschend als Gesamtbetriebsratschef zurückgetretene Klaus Volkert ist der Landesregierung zufolge inzwischen ebenfalls nicht mehr Mitglied des Aufsichtsrats-Präsidiums. An der morgigen Sitzung nähmen der Vorsitzende des Kontrollgremiums und frühere VW-Chef Ferdinand Piech und Niedersachsens Ministerpräsident Christian Wulff (CDU) sowie für die Arbeitnehmerseite IG-Metall-Chef Jürgen Peters und der neue Gesamtbetriebsratsvorsitzende Bernd Osterloh teil, sagte der Sprecher.
Offen bleibt, ob bereits Weichen für eine Nachfolgeregelung für Hartz gestellt werden. Medienberichten vom Wochenende zufolge gibt es bei der IG Metall Überlegungen, Hartz zunächst zu beurlauben und ihn nicht sofort von seinen Aufgaben zu entbinden. Ministerpräsident Wulff hingegen hat in mehreren Interviews zu erkennen gegeben, er sei für ein sofortiges Ausscheiden von Hartz und damit für eine Annahme des Rücktrittsangebotes. In Presseberichten hieß es, Wulff lehne ein Berufungsrecht der IG Metall für die Hartz-Nachfolge in jedem Fall entschieden ab.
In der Korruptionsaffäre beim Volkswagen-Konzern meldete sich gestern auch der Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer zu Wort. Er sprach sich für einen Rücktritt von Aufsichtsratschef Ferdinand Piech aus. Im Aufsichtsrat sei eine »Neuausrichtung« nötig, sagte Dudenhöffer, Professor für Automobilwirtschaft an der FH Gelsenkirchen. Bei dieser Neuausrichtung sollte auch ein neuer Vorsitzender gewählt werden, der unbelastet von den Vorstandsentscheidungen der vergangenen zehn Jahre seine Kontrollfunktion wahrnehme.
»Die Abhängigkeiten und Verflechtungen aus der Ära Piech sind noch zu groß bei VW. VW muss mit neuer Kraft die Neuausrichtung des Unternehmens verstärken.« Dudenhöffer kritisierte, in der Zeit von Piech als VW-Chef (1993- 2002) seien die Grenzen zwischen den verschiedenen Interessengruppen bei VW »zu fließend« gewesen. Dabei sei ein System der »Verfilzung« entstanden.

Artikel vom 12.07.2005