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Französische
Impressionen

25. Bielefelder Orgelsommer eröffnet

Von Uta Jostwerner
Bielefeld (WB). Der Orgelsommer ist eröffnet. Es ist der 25. in Folge, und zum Jubiläum kommt an diesem Sonntag der Gründer der bei zahlreichen Bielefeldern beliebten sommerlichen Orgelkonzertreihe: Jochen A. Modeß, langjähriger Kantor an der Neustädter Marienkirche. Er wirkt mitllerweile in Greifswald.

Seine Nachfolgerin, Kirchenmusikdirektorin Ruth M. Seiler, eröffnete die sechszügige Konzertreihe am vergangenen Sonntag mit »Französischen Impressionen«. Auf dem reich bestückten Programmzettel standen Werke, die zur meditativen Versenkung einluden, die unaufdringlich atmosphärische Dichte zauberten.
Gedeckte Farben und enge Linienführungen dominieren die »Quatre Chant Spirituels« von Lucien Haudebert (1877 - 1963). Der ruhevolle, gebetsartige Duktus wurde von Ruth M. Seiler an der Orgel mit facettenreicher Dynamik belebt, während Dagmar Linde ihren reinen Alt ganz in den Dienst des Gebets und der Bitte stellte.
Die Sängerin empfahl sich in der Folge als wandlungsfähige Interpretin. Ihre perfekte Stimmkultur kennt den warmen Fluss und langen Atem ebenso wie die leicht erregte Deklamation und den hellen Strahl. (Jean Langlais: »Trois Prières«). In »Les Angelus« von Louis Vierne durchmaß sie das weite Spektrum von zärtlicher Versenkung bis hin zu dramatischer Ausdruckskraft mit traumwandlerischer Sicherheit, mit Gespür für den musikalischen Strom und Inhalt. Kongenial Ruth M. Seiler an der Orgel, die in kunstvoll quirligen Läufen die flirrende Hitze des Mittags mit Klängen nachzeichnete.
Einig in der kontemplativen Betrachtung, schloss das Konzert mit »O salutaris hostia« und einem »Ave Maria« von Gabriel Fauré.
Dazwischen gewährte Ruth M. Seiler einmal mehr Einblick in ihr einfühlsames wie zupackendes Orgelspiel. Als Höhepunkt sei hier die »Sonate pour Orgue« op. 80 von Alexandre Guilmant erwähnt, mit klangbombastischer Farbgebung in den Registern und markant ausgespielter Rhythmik (Allegro appassionato), mit Raumgebung für meditative Versenkung im Adagio sowie kontrastvoll stürmisch bewegtem Scherzo, das Seiler kantig und mit gebotener Trennschärfe auszuspielen wusste.
Ein Publikum von beachtlicher Stärke dankte mit langem Applaus.
Am kommenden Sonntag spielt Jochen A. Modeß Werke unter anderem von Edvard Grieg und Felix Mendelssohn Bartholdy sowie Eigenkompositionen. Auf Zuhörerwunsch werden auch Improvisationen dargeboten. Die Einführung ins Konzert beginnt um 17.15 Uhr, das Konzert um 18 Uhr. Zum anschließenden Jubiläumsempfang im Gemeindehaus sind die Zuhörer eingeladen.

Artikel vom 13.07.2005