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Unfallbus: Polizei
sucht Tachoscheiben

52-jähriger Fahrer hielt Ruhezeiten nicht ein

Von Stefanie Westing
und Felix Quebbemann
Espelkamp (WB). Auf der Suche nach zwei fehlenden Tachoscheiben hat die Polizei die Firma Tappe-Reisen in Espelkamp (Kreis Minden-Lübbecke) durchsucht.

Die Scheiben gehören zu einem Bus, der am Montag, 4. Juli, in Meckenheim bei Bonn verunglückt war. 34 Reisende und der 52 Jahre alte Busfahrer aus Espelkamp wurden verletzt. Die Reisenden stammten aus dem Raum Wipperfürth (Bergisches Land) und hatten eine Kaffeefahrt nach Koblenz gebucht. Der Fahrer hatte die Kontrolle über den Bus verloren und war beim Wechsel von der Autobahn 565 auf die A 61 in einer Kurve von der Fahrbahn abgekommen. Der Bus kippte um.
Die beiden Tachoscheiben vom Wochenende vor dem Unfall wurden bei Tappe nicht gefunden, sagte Rolf Ollig, Leiter des zuständigen Verkehrskommissariats in Bensberg, dieser Zeitung. Es seien aber kistenweise Unterlagen sichergestellt worden, die noch ausgewertet werden müssten. Nach Angaben der Polizei stehe inzwischen aber fest, dass der Busfahrer ohne die vorgeschriebenen Ruhepausen unterwegs gewesen sei. Die Vernehmung mehrerer Kollegen aus dem Unternehmen habe zu diesem Ergebnis geführt. Ollig: »Wir wissen, dass der Fahrer eingeschlafen ist. Bei den Fahrzeiten, die er absolviert hat, ist das aber auch kein Wunder.« Das Staatliche Amt für Arbeitschutz sei eingeschaltet worden.
Der Unfallfahrer sei in der Woche vor dem Unglück täglich gefahren. »Und am Freitagabend vor dem Unfall hat er mit einem Aushilfsfahrer eine große Tour gestartet, eine Rundreise durch Deutschland mit Abstecher nach Paris. Sie müssen Tag und Nacht gefahren sein, denn sie haben von Freitagabend bis Sonntagabend 3250 Kilometer zurückgelegt«, sagte Ollig.
Bernd Hagedorn, Sprecher der Anwaltskanzlei, die die Firma Tappe vertritt, betonte, dass Unternehmer Siegfried Tappe arbeite kooperativ mit der Polizei zusammen. Die Fahraufträge habe er freiwillig herausgegeben.

Artikel vom 12.07.2005