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Bitte nicht mehr die eine Frage

Hans Tilkowski feiert 70. und weiß vom Wembley-Tor nichts Neues

Herne (dpa). Der Kronzeuge des »Wembley-Tores« wird 70. Hans Tilkowski, der 1966 im Finale der Fußball-WM zwischen England und Deutschland so nah dran war wie kein anderer, als Geoff Hurst für die Gastgeber das 3:2 gelang, feiert heute seinen runden Geburtstag.

Für Dortmund und Frankfurt hat der Bergmanns-Sohn 122 Bundesliga-Spiele bestritten. Vor 50 Jahren unterschrieb er seinen ersten Profi-Vertrag in Herne, vor 40 Jahren gewann er mit dem BVB den deutschen Pokal. Doch danach fragt ihn wirklich keiner.
Nicht Titel und Erfolge haben Tilkowski, der 1965 als erster Torwart zum Weltfußballer gewählt wurde, populär gemacht. Berühmt wurde er durch das »Wembley-Tor«. »Durch ein Tor, das keins war, bin ich berühmter geworden, als wenn ich im Finale einen Elfmeter gehalten hätte. Doch ich wäre lieber Weltmeister geworden«, sagt Tilkowski.
Die Frage, ob drin oder ob nicht, kann er nicht mehr hören. »Wenn ich für die Antwort Geld verlangt hätte, wäre ich ein reicher Mann«, meint der Ex-Nationaltorhüter (39 Länderspiele). Seine Antwort ist immer dieselbe: Nein, kein Tor. Mit Hurst hat Tilkowski einen Kompromiss gefunden: »Der Ball war für die Engländer drin und für uns Deutsche nicht.«
Im Dortmunder Vorort Husen aufgewachsen, lernte Tilkowski in Kaiserau das Torwart-Handwerk. 1955 holte ihn Westfalia Herne, zum Bundesliga-Start 1963 Borussia Dortmund. Dem Leben im Tor folgten für Tilkowski die Trainer-Jahre: Bei Werder Bremen, wo ihn im Sommer 1977 sein früherer Dortmunder Zimmerkollege Rudi Assauer feuerte, München 1860, 1. FC Nürnberg, 1. FC Saarbrücken und AEK Athen.
So unspektakulär er spielte, so engagiert hilft er heute benachteiligten Menschen. Vor allem Kindern. Für soziale Zwecke hat er mehr als 750 000 Euro gesammelt.

Artikel vom 12.07.2005