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Volkswagen besiegelt heute Hartz' Schicksal

Aufsichtsratspräsidium berät über Rücktrittsangebot des Personalchefs - Nachfolge unklar

Wolfsburg (dpa). In der Volkswagen-Korruptionsaffäre soll heute über das Schicksal von VW-Personalvorstand Peter Hartz entschieden werden. Das Präsidium des Aufsichtsrats berät in Wolfsburg über das Rücktrittsangebot von Hartz.
Sein Rücktritt gilt als sicher: Peter Hartz. Foto: dpa
Es gilt als sicher, dass es angenommen wird. Niedersachsens Ministerpräsident Christian Wulff (CDU) erwartet eventuell bereits eine Vorentscheidung über die Nachfolge. Gestern war über eine Einigung auf einen Kandidaten noch nichts bekannt. Außerdem will der neue VW-Markenchef Wolfgang Bernhard nach Angaben aus Branchenkreisen heute Details seines milliardenschweren Sparprogramms vorstellen.
Die Betriebsratsvorsitzenden der deutschen VW-Werke kamen gestern in Frankfurt mit IG Metall-Chef Jürgen Peters zusammen. Ergebnisse des Treffens wurden zunächst nicht bekannt. In Hannover sagte Wulff, die Arbeitnehmerseite habe das Vorschlagsrecht für den Personalvorstand. Die endgültige Entscheidung muss der komplette Aufsichtsrat fällen. Er soll im August zu einer Sondersitzung zusammenkommen, wenn der erste Bericht der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG zur VW-Affäre vorliegt. Niedersachsen ist größter Einzelaktionär von Volkswagen.
Als mögliche Kandidaten für die Hartz-Nachfolge gelten Audi-Personalvorstand Horst Neumann, der Vorstandssprecher der Wolfsburg AG, Klaus Dierkes, und der VW-Verhandlungsführer in der jüngsten Tarifrunde, Josef-Fidelis Senn. Es gibt aber Forderungen, dass der Hartz-Nachfolger von außerhalb des Konzerns kommen soll.
Dem Präsidium des Aufsichtsrats gehören VW-Aufsichtsratschef Ferdinand Piëch, Peters, Wulff und der neue Gesamtbetriebsratsvorsitzende Bernd Osterloh an. Osterloh wurde vom Aufsichtsrat in das Präsidium gewählt, wo er die Nachfolge des zurückgetretenen Betriebsratschefs Klaus Volkert antritt. Nach Angaben von VW wird an der Sitzung außerdem Vorstandschef Bernd Pischetsrieder teilnehmen.
Hartz hatte am vergangenen Freitag die Verantwortung für Unregelmäßigkeiten einzelner Mitarbeiter übernommen und seinen Rücktritt angeboten. Die Gewerkschaft besteht darauf, dass die Stelle des Konzern-Personalvorstands wieder besetzt wird.
Unterdessen arbeiten die wegen der VW-Gehälteraffäre unter Druck geratenen niedersächsischen SPD-Landtagsabgeordneten Ingolf Viereck und Hans-Hermann Wendhausen wieder bei Volkswagen. »Beide sind wieder in den Bereichen tätig, in denen sie früher auch gearbeitet haben«, sagte gestern der Anwalt der Politiker, Peter Rabe. »Ihre politische Karriere ist offensichtlich beendet«, erläuterte der Anwalt.

Artikel vom 13.07.2005