16.07.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Viele Pfunde zum Wuchern
Linz spielt nicht in der ersten Liga, bietet aber dennoch viel Sehenswertes
»In der ersten Liga mit Wien und Salzburg können wir nicht mitspielen«, gibt Peter Horny vom Tourismusverband Linz ganz offen zu, aber die Hauptstadt von Oberösterreich hat durchaus viele Pfunde, um nach besten Kräften zu wuchern.
Massentourismus ist ein Fremdwort, auch wenn zur »Klangwolke« 100 000 Besucher das Donauufer bevölkern und beim »Ars Electronica Festival« 30 000 Besucher aus aller Welt eine Woche lang der zeitgenössischen Computerkultur huldigen.
Linz kann dabei durchaus Österreich-Klischees erfüllen: Auf dem prachtvollen Hauptplatz steht die Dreifaltigkeitssäule, im Mozarthaus komponierte der Meister seine »Linzer Symphonie«. Johannes Kepler vollendete in der Rathausgasse 5 sein Hauptwerk, die Rudolphinischen Tafeln. Und am Adalbert-Stifter-Platz findet man das Wohn- und Sterbehaus des berühmten Schriftstellers, Malers und Pädagogen.
Gastronomisch hingegen bietet das Stadtzentrum mehr Schatten als Licht. Im ältesten Lokal der Stadt, dem »Goldenen Anker«, reißt der Kellner den Gästen, kaum dass sie den letzten Bissen halb gekaut haben, den Teller weg, und der Koch quittiert den Dienst, bevor der Gast ein Dessert ordern kann. Ratschlag an die Touristen: Man sollte die Herrschaften tunlichst nicht stören! Auch im »Etagenbeisl« in der Domgasse runzelt der Liebhaber österreichischer Süßspeisen die Stirn, wenn die Sahne nicht frisch geschlagen, sondern aus dem Syphon auf den Teller gesprüht wird und alsbald zerfließt.
Nachmittags, bei guter Sicht, fährt man mit der steilsten Adhäsionsstraßenbahn der Welt hinauf auf den Pöstlingsberg. Von dort bietet sich eine grandiose Sicht über die Donauebene und das Häusermeer. Der Ausflug lohnt vor allen Dingen mit Kindern, denn die seit 1948 unveränderte Märchengrotte in den Befestigungsanlagen unterhalb der Wallfahrtskirche ist ein »Familienklassiker«. Die nostalgische Drachenbahn vermag sogar Erwachsene trefflich zu unterhalten. Wieder zurück in der Stadt, wartet das Ars Electronica Center, wo eine ebenso lehrreiche wie unterhaltsame Welt rund um die Computerkunst entstanden ist. Einmal selbst wie Superman fliegen, einen Telegarten betreuen, sich selbst in eine Comicwelt integrieren - alles geht. Das Lentos-Kunstmuseum besticht durch seine außergewöhnliche Architektur. Nachts erstrahlt die Fassade in pink oder neonblau.
Aber Vorsicht bei der Planung eines Linz-Besuches, denn die Museumsuhren ticken dort anders. An die weltweite Regel, wonach Museen an allen Tagen außer montags geöffnet sind, hält man sich in Linz nicht. So steht man bei diversen Ausstellungen, wie dem Museum für Zahnheilkunde oder zur Stadtgeschichte am Samstag vor geschlossenen Türen, das Kunstmuseum Lentos schließt dienstags. Ars Electronica ist montags und dienstags geschlossen, freitags dafür bis 21 Uhr geöffnet. Das Schloss wird derzeit umgebaut, daher sind große Teile der Sammlung nicht zu besichtigen.
Thomas Albertsen

Artikel vom 16.07.2005