12.07.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Ullrich und Winokurow
fordern Armstrong

In den Alpen müssen die Favoriten Farbe bekennen

Grenoble (dpa). Den Favoriten schlägt die Stunde der Wahrheit. Mit dem Aufstieg hinauf in den Skiort Courchevel beginnt heute der Showdown der 92. Tour der France. Nach dem Ruhetag in Grenoble gilt die erste von sieben Bergetappen als wichtige Standortbestimmung für Lance Armstrong und seine Verfolger.

Jan Ullrich und Alexander Winokurow vom deutschen T-Mobile-Team sind dabei nicht allein. Auch der Italiener Ivan Basso vom starken dänischen CSC-Rennstall, für den der Berliner Jens Voigt (noch) das Gelbe Trikot trägt, und der Baske Iban Mayo (Euskatel) halten sich bereit. Nicht zu vergessen: der Mann im gepunkteten Trikot, Mickael Rasmussen aus Dänemark. Er liegt nur noch 25 Sekunden hinter Armstrong. Auch ihn darf der US-Amerikaner nicht mehr zu weit wegfahren lassen.
Spätestens beim 21,8 km langen und durchschnittlich 6,3 Prozent steilen Schlussanstieg Richtung Courchevel wird es nach Meinung des Mannes in Gelb zur Zäsur kommen. »Nach dieser Etappe wird man sich ziemlich sicher festlegen können, wer in Paris auf dem Treppchen steht«, prophezeit Jens Voigt, der sich in der Teamhierarchie einordnet: »Unser Mann für das Gesamtklassement heißt Ivan Basso.«.
Wie der Chef bei T-Mobile heißt, werden Millionen Radsportfans, aber auch Lance Armstrong, wohl erst heute Abend wissen. Ist am Ende Winokurow am Ende stärker als »Bruchpilot« Ullrich? Der lässt sich noch nicht kleinkriegen. »Ich hatte niemals den Gedanken, die Tour aufzugeben. Jetzt erst recht«, sagte »Ulle« gestern.
Zwei kleinere Schwellungen über dem linken Auge waren am ersten Tour-Ruhetag die sichtbaren Blessuren des Sturzes vom Vortag, als Ullrich bergab in einer Linkskurve mit »etwa 60 Stundenkilometer« in den Graben stürzte und sich mehrmals überschlug. »Eine Rippenprellung, die ihn beim Atmen behindert, und zahlreiche Prellungen anderer Art am Körper«, lautete die Diagnose von Teamarzt Lothar Heinrich. Am Morgen war nach einer Röntgenaufnahme ausgeschlossen worden, dass Ullrich Brüche davongetragen hat. »Ich habe drei Stunden trainiert. Beim tief Luftholen habe ich Schmerzen, aber ich hoffe, morgen ist es besser«, sagte Ullrich.
Wie gestern Abend erst bekannt wurde, startet die heutige Etappe nicht in Grenoble, sondern im 11,5 Kilometer entfernten Brignoud. Landwirte hatten eine Blockade des Tour-Feldes angekündigt, um gegen das Jagdverbot der unter Naturschutz stehenden Wölfe zu protestieren. Die Etappe ist daher nur noch 181 Kilometer lang.

Artikel vom 12.07.2005