12.07.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Ein bisschen Spaß muss sein

Handball-Nationalteam trainiert in Halle - auch mit dem Tennisschläger

Von Oliver Kreth
Halle (WB). Die T-Shirts patschnass, die Turnschuhe in den Händen und an den Füßen nur noch Badelatschen. Sichtlich gezeichnet von einer Trainingseinheit kehrten die Handball-Nationalspieler gestern Mittag ins Sportpark-Hotel zurück.

Urlaub ist es wirklich nicht, was die Männer von Bundestrainer Heiner Brand beim so genannten Sommerlehrgang verordnet bekommen haben. Auch wenn der Gummersbacher in der Zeit bis zum 16. Juli durchaus regenerative Anteile in sein Trainingsprogramm eingebaut hat.
Für Brand ist diese Maßnahme die erste Stufe zur Europameisterschaft 2006 (26. Januar bis 5. Februar in der Schweiz). Brand: »Das ist wahrlich keine lange Zeit mehr bis dahin. Jeder Tag ist wichtig. Und die Sommerlehrgänge sind mittlerweile ja schon bewährte Tradition.« In diesem Jahr ist die besonders bedeutsam. Denn nach dem Gewinn der olympischen Silbermedaille in Athen gab es einen personellen Umbruch. Brand: »Deshalb will ich die Zeit hier in Halle nutzen, damit wir uns in dieser schönen Atmosphäre besser kennen lernen, Spaß haben und gemeinsame Aktivitäten auch außerhalb des Handballs bestreiten.« Wie zum Beispiel beim am Freitag erstmals ausgetragenen DHB-Golf-Cup. Brand: »Ob ich mitspiele, weiß ich noch nicht. Mein Rücken!«
Montag Nachmittag stand außerdem Tennis der etwas anderen Art auf dem Programm. Wichtiger Bestandteil dieser Veranstaltung: die kreative Einkleidung der Doppelteams. Der Damendress zählte da zum beliebtesten Utensil, aber auch ein überdimensionaler Schläger war mit von der Partie. Florian Kehrmann (TBV Lemgo) bestach im Girlie Outfit mit Schirmkappe und Mickey-Maus-T-Shirt.
Dass die Ernsthaftigkeit nicht zu kurz kommt, dafür steht der Name Brand allerdings auch. So will der Bundestrainer im taktischen Bereich »auf Festigung und Erweiterung hinarbeiten«. Dabei stehen ihm allerdings erneut nicht alle Spieler zu Verfügung. Holger Glandorf (HSG Nordhorn), Oleg Velyky (er wechselte vom Pleite-Klub Essen nach Kronau-Östringen) und auch Daniel Stephan sind nur eingeschränkt oder gar nicht einsatzfähig. Brand: »Daniel soll so lange wie möglich Pause für seinen Ellenbogen bekommen. Er wird erst beim TBV Lemgo in diesem Bereich wieder einsteigen.«
Der nächste große Wettbewerb der Brand-Männer ist der QS-Supercup, der an fünf Standorten in Deutschland ausgetragen wird, auch im Gerry-Weber-Stadion, das dafür derzeit winterfest gemacht wird. Am 29. Oktober finden in Halle die zwei Halbfinals und das Spiel um Platz fünf statt (Anpfiff: 13, 15 und 17 Uhr). Ralf Weber: »Drei Spiele an einem Tag - ein tolles Event. Wir hoffen, dass wir mit 11 000 Zuschauern ausverkauft sein werden.« Für Halle, aber auch für das Team von Heiner Brand, ein echter Testlauf für die WM 2007 im eigenen Land. Brand: »Der Supercup ist wegen der teilnehmenden Mannschaften sportlich sicher höher einzuschätzen als der Confederations Cup. Für mich ist auch wichtig, wie sich die jüngeren Spieler unter erhöhtem Druck präsentieren werden.«
Die Entscheidung über die WM-Spielorte wurde übrigens erneut verschoben. Anfang August soll es aber endlich offiziell werden.
Die WM in Deutschland ist auch für Markus Baur noch ein großes Ziel. Lemgos Rückkehrer über den neuformierten Kader: »Ich kenne das Team noch nicht so gut. Deshalb ist jetzt bis zur EM und der WM jeder Tag, jede Maßnahme wichtig. Es braucht einfach Zeit, bis eine neue Mannschaft entsteht.« Dafür nimmt Baur auch den Stress recht gerne in Kauf: »Die Belastung ist groß. Nach einem WM-, EM- oder olympischen Finale bleibt einem meist nur ein Tag Freizeit und vor einem großen Turnier nur zwei bis drei Wochen Vorbereitung. Aber ich will nicht klagen - man muss das Beste daraus machen.«
Aus Sicherheitsgründen musste übrigens heute das öffentliche Training im Schulzentrum Masch abgesagt werden.

Artikel vom 12.07.2005