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Indien zahlte Millionen an VW-Scheinfirma

Auf Anweisung des früheren Skoda-Managers

Neu Delhi/Wolfsburg (dpa). Die VW-Korruptionsaffäre zieht inzwischen Kreise bis nach Indien. Das ARD-Hörfunkstudio Südasien berichtete am Samstag von »konkreten Belegen für Bestechung oder Untreue« im Zusammenhang mit dem angedachten Bau einer VW-Fabrik im südindischen Bundesstaat Andhra Pradesh.

Die dortige Landesregierung teilte der ARD mit, dass sie auf Anforderung des geschassten VW/Skoda-Managers Helmuth Schuster Anfang des Jahres zwei Millionen Euro überwiesen habe. Die Gelder seien an eine Firma namens Vashishta Wahan geflossen. Ein VW-Sprecher in Wolfsburg sagte dazu, Volkswagen sei an einer Firma diesen Namens nicht beteiligt.
VW gab keinen weiteren Kommentar ab, sondern verwies auf die laufenden Ermittlungen der Staatsanwaltschaft und die Arbeit der eingeschalteten Wirtschaftsprüfungsgesellschaft. VW-Konzernchef Bernd Pischetsrieder hatte im Zuge der VW-Affäre die Pläne für den Bau einer Autofabrik in Indien vorerst auf Eis gelegt.
Indien hatte hatte Anfang Mai verkündet, VW plane den Bau eines 700 Millionen Euro teuren Werkes in der Hafenstadt Vishakhapatnam. Nach Medienberichten sollten 10000 Arbeitsplätze entstehen. Ein VW-Sprecher hatte damals gesagt, der Konzern prüfe die Möglichkeit eines Markteintritts.
Schuster war Chefunterhändler für Volkswagen in Andhra Pradesh. Die Landesregierung betonte, man habe keine Bestechungsgelder gezahlt. Industrie-Staatssekretär Prathap Reddy sagte der dpa: »Wir sind sauber.« Die Gelder seien für den Aufbau eines gemeinsamen Unternehmens mit VW gedacht gewesen. Vashishta Wahan - kurz VW - ist nach ARD-Informationen in der indischen Hauptstadt Neu Delhi registriert. Einer der Direktoren sei Ashok Jain, der Schuster als Berater begleitet habe. Jain sei derzeit nicht auffindbar.
Die ARD berichtete, Schuster habe im Januar in einem Brief an die Landesregierung geschrieben, VW habe den Bau der Fabrik beschlossen. In dem Schreiben habe er um die zwei Millionen Euro gebeten. Industrieminister B. Satyanarayana sagte dem Sender, das Geld sei auf seine Anweisung hin umgehend transferiert worden. Man sei davon ausgegangen, dass das Geld an VW gegangen sei.

Artikel vom 11.07.2005