Insolvente Ex-Firmenchefin Anne Koark geht mit ihrem Buch in die Offensive
Von Matthias Meyer zur Heyde Bielefeld (WB). Anne Koarks Visitenkarte ist ein Sammlerstück: Als Berufsbezeichnung steht dort »Pleitier«. Denn die »deutsche Engländerin« musste Insolvenz anmelden - und ist als Mutmacherin sofort wieder aufgestanden.
»Es gibt keine Kultur des Scheiterns in Deutschland - das muss sich ändern!« Es geht schon los: Bettina Böttinger hatte die 42-Jährige zu Gast in ihrer Talkrunde, TV-Pfarrer Fliege ebenfalls. Bayerns Wirtschaftsminister Otto Wiesheu will, von der Ex-Unternehmerin aufgerüttelt, sogar das Insolvenzrecht ändern, der Bund der Selbständigen bucht sie für Vorträge, Bankiers bekunden Interesse an ihrer Geschichte. Die ist eine Achterbahnfahrt durch das Wirtschaftsleben. In ihrem Buch »Insolvent und trotzdem erfolgreich« (280 Seiten, 16,90 Euro) hat Anne Koark aufgezeichnet, wie ihre ursprünglich erfolgreiche Firma »Trust Business«, die ausländische Unternehmen in den Standort Deutschland einführte, im Frühjahr 2003 pleite ging. Die zweifache Mutter ließ zu keinem Zeitpunkt den Mut sinken. »Wahrscheinlich weil ich als Engländerin den Optimismus mit der Muttermilch eingesogen habe«, erklärt Anne Koark. »Ich finde es viel schlimmer, überhaupt keine Ziele zu verfolgen, als es niemals probiert zu haben.« Wie soll man mit Pleitiers umgehen? »In England erhält ein insolventer Ex-Firmenchef gleich ein Neugründungsdarlehen, denn man findet: Er hat ja bewiesen, dass er was kann. Hier dagegen wehrt man ab und sagt: Er hat gezeigt, dass er unfähig ist.« Und während hierzulande der Insolvente vom Existenzminimum (Sozialhilfesatz) leben muss, braucht er anderswo nur 40 Prozent seiner neuen Einnahmen an die Gläubiger abzugeben. »Das ermuntert dazu, einen Neuanfang zu wagen.« Anne Koark hat die Menschen im »Land der Trümmerfrauen« beruflich stets als loyale Partner erlebt. »Ich werde sogar von meinen Gläubigern zu Feiern eingeladen«, versichert die Vortragsreisende in Sachen Insolvenz. »Immerhin arbeite ich angesichts der sich häufenden Geschäftsaufgaben in einer Wachstumsbranche . . .« Wer Rat sucht: Anne Koark ist telefonisch unter 089 / 12 71 15 60 ansprechbar. Unter dem Aufmerksamkeit erregenden Namen »Insolvenz-Verlag« (Brandenburg/Havel) hat Andreas Milberg die Rechte an Anne Koarks Buch erworben. Der in Bielefeld-Senne beheimatete 33-Jährige hat noch andere Ideen im Ärmel, wie er das tabuisierte Thema gesellschaftsfähig machen könnte: »Im August tritt ein Team beim Duisburger Beach-Soccer-Turnier als ÝInsolvenzelfÜ auf, und ich möchte Fahrradkuriere mit dem Rückenschriftzug ÝKohle-weg.deÜ auf die Straße schicken.« www.insolvenzverlag.de www.insolvenzseite.de
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