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Elton John rockt im »Wohnzimmer«

Britischer Superstar sorgt für Höhepunkt der Geburtstags-Feierlichkeiten von Arminia Bielefeld

Von Wolfgang Schäffer (Text)
und Bernhard Pierel (Fotos)
Bielefeld (WB). Elton John auf der Bühne in einem Fußballstadion - das ist fast so, als würde er in seinem Wohnzimmer auftreten. In dieser Umgebung fühlt sich der 58-jährige Fußball-Fan so richtig wohl. Davon überzeugte der britische Superstar gestern Abend eindrucksvoll die etwa 16 000 Besucher der Schüco-Arena in Bielefeld.

Es ist zweifellos der Höhepunkt der Feierlichkeiten zum 100-jährigen Geburtstag des Fußball-Bundesligisten Arminia Bielefeld. Der Piano-Mann greift an diesem lauen Sommerabend - mit allerdings immer wieder dunkel-drohenden Gewitter-Wolken und vereinzelten Tropfen - ganz tief in die Kiste seiner Klassiker.
Ob »Daniel«, »Bennie and the Jets« oder »Take me to the Pilot« (sensationelles Intro am Klavier) und »Crocodile Rock« - der 58-Jährige hat alles parat. Doch natürlich streut er auch einige Titel seines aktuellen Albums »Peachtree Road« ein.
Aber es sind, wie kaum anders zu erwarten, vor allem die Erfolgs-Hits der vergangenen Jahrzehnte, mit denen Reginal Kenneth Dwight, so der bürgerliche Name von Sir Elton John, das Publikum von den Sitzen reißt. »Rocket Man« - so hat man den Titel noch nie gehört - ist nur ein Beispiel dafür.
Eigens für die aktuelle Tour hat er einige der alten Stücke neu arrangiert, um sie mit einem Chor aus Atlanta zu interpretieren.
Der Piano-Mann hat hier wieder einmal - wie sollte es auch anders sein - allerbestes musikalisches Gespür bewiesen. Die ungemein rockigen und fetzigen Stücke sorgen für Jubel im Publikum und animieren selbst den in die Jahre gekommenen Superstar zu Sprungübungen und Kletterpartien, mit denen er zu Beginn seiner Karriere so oft für Furore gesorgt hatte. Wer hätte gedacht, dass er das noch kann!?
Anders als früher verzichtet der Piano-Mann inzwischen auf die überdimensionalen Brillen und total abgedrehten Kostüme, die ihm den Ruf eines charismatischen Paradiesvogels bescherten. »Normale« Anzüge mit gedeckten Stoffen allerdings trägt der 58-Jährige deshalb auch jetzt noch nicht. Die Brille indessen ist fast auf »Normalmaß« geschrumpft.
Im Gegensatz zu vielen Stars der Neuzeit schrumpft die Auftrittsdauer bei Elton John dagegen nicht. Der britische Superstar weiß, was er seinen viel Geld zahlenden Fans schuldig ist und speist sie nicht mit einem einstündigen Kurzgastspiel ab. Fast 140 Minuten lang hämmert er auf die Tasten und sorgt mit sanfteren Tönen - ein ergreifendes »Candle in the Wind« - für besinnliche Momente.
Dazu zählt auch das Stück »Don't let the Sun go down«. Ein Song, der solo oder im Duett mit George Michael interpretiert, wohl zu den größten Erfolgen in der Karriere des Briten gehört.
Das Publikum bringt er damit ebenso wie mit dem gesamten Konzert völlig aus dem Häuschen. Nicht enden wollende Standing Ovations sind der Dank der Fans an einen großen Künstler - der singt die letzte Zugabe »(Your Song«) inzwischen umgezogen im schwarzen Trainingsanzug.

Artikel vom 11.07.2005