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Hummeln geht
der Nektar aus

Bürger sollen Naturgärten anlegen

Von Dietmar Kemper
Hövelhof (WB). Hummeln finden nicht genug Nahrung. Der Naturschutzbund NRW beklagt ein »massenhaftes Hummelsterben«. Um den Insekten zu helfen, rief der Zoologe der Biologischen Station Senne (Hövelhof-Riege), Christian Venne, gestern dazu auf, Naturgärten anzulegen.

»Nur noch sieben der 30 Hummelarten in Nordrhein-Westfalen sind weit verbreitet«, sagte Venne dieser Zeitung. Gründe für die schwindende Artenvielfalt seien die intensive Landwirtschaft und der Trend zu aufgeräumten Ziergärten mit kurzgemähtem Rasen. »Ein bisschen mehr Unordnung mit Brennnesseln und Totholz würde den Hummeln helfen«, riet der Zoologe den Kleingärtnern.
Durch die intensive Landwirtschaft wiederum gelange viel Stickstoff in die Böden. Viele Pflanzen, die den Insekten Nektar liefern, bräuchten aber nährstoffarme Äcker und Wiesen. »Je nährstoffärmer, desto blütenreicher und desto besser für die Hummeln«, erklärte Venne.
Weil auch der Naturschutzbund NRW die landwirtschaftlichen Methoden nicht umkrempeln kann, appelliert er an Privatleute, im Garten oder auf dem Balkon pollen- und nektarreiche heimische Pflanzen zu benutzen. Zu den »wertvollen Hummelpflanzen« zählten Glockenblumen, Bechermalven, Gartenrittersporn, Fingerhut, Kapuzinerkresse und Melisse. Als Hecken- und Rankpflanzen seien Holunder, Wildrosen, Geißblatt und Efeu geeignet.
Der Sprecher des NABU-Landesfachausschusses Entomologie, Karl-Heinz Jelinek, nimmt aber auch die Kommunen in die Pflicht: Sie sollten in Parks und Grünanlagen konsequent heimische Blütenpflanzen verwenden, etwa Sommer- und Winterlinden statt der in Mitteleuropa nicht heimischen Silber- und Krimlinden. Die Vermutung, die giftige Zuckerart Mannose im Nektar spätblühender Linden verursache das Hummelsterben, habe sich als falsch herausgestellt. In Wahrheit sei Nahrungsmangel die Todesursache. Jelinek: »Ganze Hummelvölker verhungern, weil sie zu wenig Nektar finden.« Weil die Arbeiterinnen sterben, gehe oft auch die nächste Generation verloren.
Die harmlosen Hummeln legen im Gegensatz zu Honigbienen keine Vorräte an. Bienen macht nicht Nahrungsmangel, sondern das sinkende Interesse an der Zucht zu schaffen. Christian Venne von der Biologischen Station: »Die Zahl der Imker sinkt. Ältere Bienenzüchter finden keine Nachfolger.«

Artikel vom 11.07.2005