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Der Terror ist nicht vorbei

Leichenbergung in London - Alarm in Birmingham - Anschlag in Cesme

London/Birmingham (dpa/Reuters). Neue Terrorwarnungen haben die Briten am Wochenende in Atem gehalten. In Birmingham wurde am Samstagabend nach einer »ernsthaften Bedrohung« der Großteil der Innenstadt evakuiert.
Ausquartiert: Auch diese Hotelgäste mussten ihre Unterkunft im Birminghamer Stadtzentrum verlassen.Foto: Reuters

Innenminister Charles Clarke warnte vor weiteren Anschlägen. Gestern Nachmittag konnte die Bergung von Leichen aus einem bis zu 60 Grad heißem U-Bahntunnel beginnen. Die Gesamtzahl der Toten der Londoner Anschläge könnte nach Darstellung eines Arztes, der im Tunnel war, auf bis zu 80 steigen. Hitze, Staub und Gestank setzten den Rettungskräften in der Nähe des Bahnhofs King's Cross schwer zu. Die Bilder, die sich den Männern in der Tiefe boten, seien schrecklich.
Gleichzeitig wurde deutlich, dass die Terroristen am Donnerstag in London sehr professionell vorgegangen waren. So explodierten die Bomben in den drei U-Bahnen binnen 50 Sekunden. Außerdem benutzten sie Sprengstoff, wie ihn auch das Militär verwendet.
Eine heiße Spur hat die Polizei nach eigenen Angaben noch nicht. Zu den Tätern in London breitete die britische Presse gestern die unterschiedlichsten Theorien aus. So berichtete die »Sunday Times«, gefahndet werde nach dem Syrer Mustafa Setmariam Nasar, der 2004 schon die Anschläge in Madrid geleitet habe. Der nach den Anschlägen als Tatverdächtiger bezeichnete Marokkaner Mohammed al-Gherbouzi hat sich gegen den Vorwurf gewehrt. Er sei nach den Anschlägen von London auch nicht untergetaucht, sagte er dem arabischen TV-Sender Al-Dschasira. »Die britische Polizei sucht nicht nach mir, sie weiß, wo ich bin«, sagte der Islamist.
Unterdessen sind am Londoner Flughafen Heathrow nach Polizeiangaben drei Personen festgenommen worden. Die Festnahmen stünden jedoch nicht im Zusammenhang mit den Anschlägen in London.
In der zweitgrößten britischen Stadt Birmingham musste sich die Polizei gegen den Vorwurf verteidigen, überreagiert zu haben. Etwa 20 000 Menschen hatten dort das Zentrum verlassen müssen, nachdem die Polizei Hinweise auf eine »ernste Bedrohung« erhalten hatte. Die Polizei sprengte ein verdächtiges Päckchen in einem Bus und untersuchte ein zweites in einem Hotel. Die Gegenstände erwiesen sich jedoch als harmlos.
Bei einem Bombenanschlag im türkischen Badeort Cesme wurden gestern mindestens 20 Menschen verletzt, darunter ein russischer sowie ein britischer Tourist. Zu dem Anschlag bekannte sich eine kurdische Untergrundorganisation. Themen der Zeit

Artikel vom 11.07.2005