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Von Michael Schläger

Bielefelder
Optik

Kandidatenkür


Der Kanzler will den Bielefelder SPD-Bundestagsabgeordneten Dr. Rainer Wend unterstützen und hat einem Wahlkampftermin in der Stadthalle zugestimmt, so denn am 18. September tatsächlich gewählt werden sollte. Unterstützung hat Wend auch dringend nötig, denn die einstige Hochburg Bielefeld ist für die Sozialdemokraten auch bei Bundestagswahlen längst nicht mehr sicher. Auf Bezirksebene musste Wend eine zusätzliche bittere Pille schlucken: Die Absicherung auf einem guten Listenplatz wurde dem Vorsitzenden des Wirtschaftsausschusses im Bundestag verwehrt. Ein Novum war ohnehin, dass die vom Bielefelder Unterbezirk eingefordert werden musste.
Bei der Landtagswahl im Mai kamen CDU und SPD jeweils auf etwa 39 Prozent, die Union lag am Ende ganz knapp vorn. Damit kann sich auch die Handwerkskammerpräsidentin und Bielefelder CDU-Bundestagsabgeordnete Lena Strothmann Chancen ausrechnen, den Wahlkreis direkt zu holen.
Im Gegensatz zu Wend kann Strothmann auch mit einem komfortablen Listenplatz rechnen. Bezirkschef Elmar Brok dürfte sein Versprechen vom Nominierungsparteitag wahr gemacht und im Hintergrund korrigierend eingegriffen haben. Strothmann rangiert jetzt auf Rang 24 der Landesliste. Damit ist wohl in jedem Fall sichergestellt, dass die Großstadt Bielefeld auch in der Berliner CDU-Fraktion vertreten sein wird. Das war in der Vergangenheit beileibe nicht immer so.
Ein Heimspiel könnte der Bundestagswahlkampf für die grüne Frontfrau Britta Haßelmann werden. Die Bielefelderin will den NRW-Landesvorsitz gegen ein Mandat in Berlin tauschen. Auf der Landesliste ist sie auf Platz drei bestens abgesichert. In Bielefeld fahren die Grünen traditionsgemäß gute Ergebnisse ein. Jetzt muss noch der Bundestrend stimmen.
Die Bielefelder Liberalen tun sich unterdessen sehr viel schwerer, einen Kandidaten aufzubauen, der auch einmal eine Chance hat, in den Bundestag zu gelangen. Offenbar ist ihr Kreisverband zu klein, um auf Bezirksebene ein ernstes Wörtchen mitreden zu können. Bewerber Dr. Bodo Ungerechts wird es als absoluter Newcomer nicht leicht haben, im örtlichen Wahlkampf gegen die Politik-Profis Wend, Strothmann und Haßelmann zu bestehen
Bleibt die neue Linke aus Wahlalternative WASG und PDS. Zwar fehlt ihr das lokale Zugpferd, aber für ein paar Prozente dürfte sie auch in Bielefeld gut sein und könnte zusammen mit der populären grünen Bewerberin dem Sozialdemokraten Wend das Leben zusätzlich schwer machen.
Aber sollte es nicht klappen mit der Wiederwahl, könnte er als SPD-Kandidat bei der Oberbürgermeisterwahl 2009 antreten. Als der wird Wend inzwischen immer häufiger gehandelt.

Artikel vom 09.07.2005