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Kobylik hat die Nase vorn

Bisher ist der Tscheche Arminia Bielefelds überzeugenster Neuzugang

Von Werner Jöstingmeyer
Walchsee (WB). Im Vorbereitungsspiel gegen den österreichischen Viertligisten SK Epps (9:0) deutete David Kobylik auf dem linken Flügel immer wieder an, warum ihn Arminia verpflichtet hat. Von seinen Flanken profitierten vornehmlich die dreifachen Torschützen Vata und Porcello. »Von allen bisherigen Neuerwerbungen hat David eindeutig die Nase vorn«, stellt Arminias Trainer Thomas von Heesen dem 24-jährigen Tschechen ein sehr gutes Zeugnis aus.

Auch in den Trainingseinheiten gibt Kobylik stets Vollgas. »Da merkt man, dass er etwas erreichen will«, lobt von Heesen den ehemaligen Junioren-Nationalspieler, der in der U 21-Auswahl 45 Mal zum Einsatz kam. Schon vor drei Jahren war der Bielefelder Chefcoach auf Kobylik aufmerksam geworden. David habe damals im Fokus der europäischen Spitzenklubs gestanden und sei schließlich zum französischen Erstligisten Racing Straßburg ausgeliehen worden, »weil wir ihn nicht bezahlen konnten.«
In der vergangenen Saison kehrte Kobylik zu seinem Heimatverein Sigma Ölmütz zurück, wurde aber erneut von einigen Klubs aus dem Ausland umworben. »Diesmal waren wir schneller als ein italienischer Verein«, freut sich der Chefcoach, dass der Transfer zu Stande kam und David einen Dreijahresvertrag unterschrieb. Die Ablösesumme liegt im mittleren sechsstelligen Bereich.
Es sei vor allem die Bundesliga gewesen, die ihn nach Ostwestfalen lockte, sagt der flinke Flügelflitzer und erklärt: »Im April habe ich bei Arminia ein Probetraining absolviert. Schon damals haben mir der Teamgeist und die Kameradschaft sehr gut gefallen.«
Obwohl er derzeit sein Zimmer mit dem Ex-Gladbacher Bernd Korzynietz teilt, ist Landsmann Petr Gabriel erster Ansprechpartner und Bezugsperson. Noch ist Kobylik der deutschen Sprache nicht mächtig, so dass er sich entweder auf Englisch oder auf Französisch unterhält. Doch Gabriel ist überzeugt: »David ist ein Sprachtalent. Er begreift sehr schnell und wird sich schon bald nach einem Sprachkurs auch in Deutsch unterhalten können.«
Davids Freundin Jana ist mit ihm an den »Teuto« gezogen. Das Paar fühlt sich wohl in Bielefeld. Er sei auch vom Verein und von der Mannschaft super aufgenommen worden, erzählt der Linksaußen, der laut Thomas von Heesen über einen »Hammerschuss« mit rechts verfügt. Dennoch sieht sich der Tscheche nicht als Vollstrecker, sondern mehr als Vorbereiter. Kobylik: »Ich kann mich auch darüber freuen, wenn die Kollegen treffen und ich meinen Teil zum Erfolg beigetragen habe.«
Arminias »fußballverrückter« Vereinsarzt Günter Neundorf gerät geradezu ins Schwärmen. »David Kobylik verkörpert für mich die erstklassige tschechische Fußballschule. In bin sicher, dass er schon bald auf dem linken Flügel zumindest aus technischer und taktischer Sicht Vorgänger Delron Buckley vergessen lässt.« Und der Doktor verweist ebenfalls auf die knallharten Ecken und Freistöße. »Ich habe noch nie einen Spieler gesehen, der von links mit dem rechten Fuß die Bälle so hart und genau ins Zentrum schlägt.«
Sehr viel Vorschusslorbeeren also für den 24-jährigen Profi, den Thomas von Heesen schon bald in der tschechischen Nationalmannschaft sieht. Der Spieler selbst gibt sich bescheiden. Er wolle zunächst mal mit Arminia in der Bundesliga Fuß fassen, sagt er. Die Leistungsstärke seines neuen Arbeitgebers kann und will Kobylik derzeit noch nicht einschätzen. Denn: »In Deutschland habe ich diesbezüglich keine Erfahrungen. Ich kenne die Teams nur aus dem Fernsehen.« Landsmann Petr Gabriel ist überzeugt: »David wird die Bundesliga schnell kennenlernen und die Klubs ihn ebenfalls.«

Artikel vom 09.07.2005