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Fair geht sogar noch vor Klassenerhalt

Fußballkreis Bielefeld nominiert Spieler und Mannschaften für DFB-Aktion »Fair ist mehr«

Altkreis (star). Gerade mal zwei Wochen ist es her, als der Amateurfußball sein hässliches Gesicht zeigte. Beim Aufstiegsspiel in Langenheide rasteten einige Spieler des TuS Eintracht dermaßen aus, dass der Schiedsrichter Polizeischutz anfordern musste. Diskussionen mit den Unparteiischen, Beleidigungen, Wortgefechte mit Gegenspielern, gelbe und rote Karten - alles das sind Begleiterscheinungen der schönsten Nebensache der Welt.

Der Polizeieinsatz in Langenheide garantiert natürlich fette Schlagzeilen. Beispielhaftes Verhalten der Spieler, Trainer, Betreuer und Zuschauer sorgt dagegen für weniger Aufsehen und Gesprächsstoff. Doch genau dafür will die DFB-Aktion »Fair ist mehr« sensibel machen. Auch dem Fußballkreis Bielefeld/Halle sind vorbildliche Aktionen der heimischen Kicker gemeldet worden. Der Fair-Play-Beauftragte Horst-Dieter Knüppel hat die Vorschläge an den Fußball- und Leichtathletik-Verband Westfalen weitergeleitet. Die gemeldeten Akteure haben als kleine Anerkennung ein T-Shirt erhalten. Zählen sie auch am Ende des bundesweiten Wettbewerbs zu den Siegern, winkt eine Einladung zu einem Länderspiel.
n Folgende Akteure/Mannschaften aus dem Altkreis sind nominiert worden.
Ingo Hornberg (TG Hörste II/Kreisliga C): Im Spiel gegen Hesseln faustet der Spieler der TG-Reserve einen Schuss aus dem eigenen Tordreieck. Alle sind erstaunt, schließlich stand es zu diesem Zeitpunkt bereits 8:1. Noch bevor der Schiedsrichter die rote Karte zeigen kann, klopft ihm der Sünder auf die Schulter und verlässt mit den Worten »alles klar, dass war ein Blackout, was bin ich blöd« freiwillig das Spielfeld. Der Unparteiische bekommt nach Spielschluss von Hornberg sogar noch eine Flasche Bier spendiert.
Ingo Hornberg ist übrigens der einzige Akteur, der für sein vorbildliches Verhalten noch kein Präsent von den Verantwortlichen des Fußball-Kreises erhalten hat. Diese haben bisher vergebens versucht, seine Adresse ausfindig zu machen. Bitte melden!
Michael Pohlmann (TSV Amshausen II/Kreisliga B): Die Amshausener Reserve liegt in der B-Liga-Partie gegen TFC Werther mit 0:1 zurück, als Gästeakteur Murat Geceli den vorentscheidenden zweiten Treffer erzielt. Der Ball flutscht aber durch ein Loch im Tornetz. Der Referee übersieht dies und entscheidet auf Abstoß. Es folgen natürlich wütende Proteste des TFC, bis TSV-Spieler Michael Pohlmann den Schiedsrichter auf seinen Fehler aufmerksam macht. Dieser korrigiert seine Fehlentscheidung, es steht 2:0.
Niklas Schneider (TSV Amshausen III/C-Liga): Aufstiegsfavorit Quelle hat gegen Amshausen III Mühe. Es steht 1:1, als der Schiedsrichter statt Ecke für den TuS auf Abstoß entscheidet. Heftige Proteste führen sogar zu einer gelben Karte, bis Niklas Schneider zugibt, den Ball zuletzt berührt zu haben. Der Unparteiische entscheidet nachträglich auf Eckball und nimmt die gelbe Karte zurück.
Robert Helmig (TSV Amshausen II/Kreisliga B): Die TSV-Reserve benötigt im Abstiegskampf jeden Punkt. 5:5 steht es in dem packenden Duell mit Versmold. 85 Minuten sind gespielt, der Eckball für den TSV ist eine der letzten Chancen, drei überlebenswichtige Zähler zu gewinnen. Doch Robert Helmig macht den Schiedsrichter darauf aufmerksam, dass es Abstoß geben muss. Dieser korrigiert seine Fehlentscheidung. Aus dem Abstoß entwickelt sich das entscheidende 6:5 für Versmold. Am Ende der Saison wird Amshausen II im Abstiegskampf genau dieser eine Punkt fehlen.
Die Mannschaften von Jugos Künsebeck und Hasenpatt Jöllenbeck (Kreisliga C). Am ersten Spieltag treffen gleich zwei Aufstiegskandidaten aufeinander. Die Partie findet in einer wohltuenden Atmosphäre statt. Auf nassem, glitschigen Boden gibt es keine Kritik am Gegner oder Schiedsrichter und keine gelbe Karte. Noch nicht einmal eine Verwarnung muss der Schiedsrichter aussprechen und meint hinterher: »Ich pfeife seit 39 Jahren, aber an eine solch' friedliche Partie kann ich mich nicht erinnern.«

Artikel vom 14.07.2005