13.07.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Am schönsten ist es
doch hier in Balkonien

Was die Bielefelder aus dem Urlaub zu Hause machen


Von Matthias Meyer zur Heyde
Bielefeld (WB). Hoffentlich haben Sie im Büro rumerzählt, Sie würden einen völlig unbekannten Fluss im nordostbolivianischen Dschungel per Einbaum runterpaddeln. Dann kann's ja losgehen: Sie machen Urlaub zu Hause, und keiner ruft Sie an (»Herr Müller, Ihre Kollegin ist krank geworden, könnten Sie mal kurz . . .?«).
Alles eine Frage weiser Voraussicht, und genieren müssen Sie sich auch nicht, denn Urlaub auf Balkonien und Terrasien liegt im Trend. Jeder Dritte verlässt Deutschland in den Grenzen von 1989 nicht, jeder Fünfte bleibt in den eigenen vier Wänden, sagt Emnid. Primissimo, da stellen die elf Prozent, die nach Italien düsen, ja glatt eine Randgruppe dar.
Nicht nur filzbärtige Globetrotter stoßen mittlerweile an Sättigungsgrenzen, denn urlaubliche Unannehmlichkeiten wiegen stärker als mögliche Glücksgefühle. Überlegen Sie mal: Lungenembolie nach Luftmatratze aufpusten, Schlauchboot hochseetauglich gemacht und trotzdem gekentert, Sandburg errichtet, aber erfolglos verteidigt. Diesen Stress wollen Sie sich antun? Und den Jahrhundertsommer gibt's, wie der Name besagt, sowieso nur einmal in 100 Jahren, und den fürs 21. Centennium hatten wir schon: 2002.
Acht von 100 Deutschen glauben, essen und dösen gehe nur in Spanien, aber essen und dösen geht auch zu Hause. Sieben Prozent schreiben die obligatorische Postkarte aus Österreich - wären sie daheim geblieben, hätten sie dick Porto gespart. Weitere sieben Prozent besteigen das Flugzeug, das sie auf fremde Kontinente karrt, in bester Laune und entsteigen ihm zu Hause mit Durchfall.
Was aber bietet die Heimat? Was ist los in Bielefeld? Ab Samstag gibt's zu diesem Thema im WESTFALEN-BLATT Anregungen satt.
Wenn Sie partout nicht lesen wollen, was wir Ihnen vorschlagen, machen Sie's wie Dieter Baumgartl (63). Der Berliner bleibt seit 20 Jahren zu Hause und bastelt Repliken der preußischen, englischen und französischen Kronjuwelen. Auch sehr schön.

Artikel vom 13.07.2005