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Bewährungsstrafe für »Sasser«-Entwickler

19-Jährigen zu einem Jahr und neun Monaten verurteilt

Verden (dpa). Der 19-jährige Programmierer der Internetwürmer »Sasser« und »Netsky«, Sven J., ist vom Landgericht Verden zu einem Jahr und neun Monaten Jugendstrafe auf Bewährung verurteilt worden.

Zudem muss der junge Mann, der seit Herbst 2004 in Lüneburg zum Fachinformatiker ausgebildet wird und als solcher nun Virenschutzprogramme entwickelt, mit Schadenersatzforderungen rechnen.
»Er hat eine diebische Freude dabei empfunden, wenn weltweit Computer abstürzten«, sagte die Gerichtssprecherin Katharina Krützfeldt am Freitag nach der Urteilsverkündung. »Sasser« und »Netsky«, die der damals 17-Jährige in seinem Kinderzimmer entwickelt hatte, legten im Mai 2004 weltweit tausende Computer lahm. In der nicht öffentlichen Verhandlung befanden die Richter, der 19-Jährige aus dem niedersächsischen Waffensen habe sich der Datenveränderung in vier Fällen und der Computersabotage in drei Fällen schuldig gemacht. Zusätzlich zur Haftstrafe, die für drei Jahre zur Bewährung ausgesetzt wurde, müsse Sven J. 30 Stunden gemeinnützige Arbeit in einem Krankenhaus oder einem Altenheim leisten, sagte die Gerichtssprecherin. »Das Urteil ist rechtskräftig. Beide Seiten haben auf Rechtsmittel verzichtet.«
Das Gericht begründete das Urteil mit der Schwere der Schuld des jungen Mannes. Er habe mit krimineller Energie ständig versucht, neue Versionen der Würmer zu entwickeln. »Dadurch sollte der Schaden, den er anrichten wollte, noch größer werden«, fügte Krützfeldt hinzu.
Der Computerkonzern Microsoft begrüßte am Freitag in München das Urteil. »Es zeigt, dass die Programmierung und Verbreitung von Internet-Viren und Würmern kein Kavaliersdelikt ist, sondern eine Straftat, durch die erhebliche Schäden entstehen«, sagte Dorothee Belz als Mitglied der Geschäftsführung. Das Unternehmen zahlt an die Hinweisgeber, die auf die Spur des Täters führten, 250 000 Dollar Belohnung.
Zu Gunsten des 19-jährigen Sven J. bewerteten die fünf Richter sein Geständnis und dass er sich zuvor nichts hatte zu Schulden kommen lassen. Der Hobby-Programmierer habe mit der Erfindung der Schädlinge keine kommerziellen Ziele verfolgt, sagte die Landgerichtssprecherin. »Im Bedürfnis nach Anerkennung seiner Mitschüler hat er die Würmer entwickelt.« Wie hoch der Schaden durch Sasser & Co. insgesamt tatsächlich war, konnte nicht ermittelt werden. Silke Streichsbier, Sprecherin der Staatsanwaltschaft: »Viele Betroffene haben die Mitarbeit verweigert.« Dies vermutlich, um sich die Peinlichkeit zu ersparen, Mängel im eigenen Computernetz offen zu legen.

Artikel vom 09.07.2005