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Daniel Brühl
hat alles
selbst gedreht

Boxer im Drama »Elefantenherz«

Von Patrick Poch
ARD, 23.05 Uhr: Er sieht so aus wie Tausende. Braune Haare, braune Augen, das Gesicht nicht besonders markant. Auf der Straße geht man an ihm vorbei. Aber wenn eine Kamera auf ihn gerichtet ist, dann hebt sich Daniel Brühl von der Masse ab. Dann hat er das gewisse Etwas. Eine unaufdringliche Präsenz, die ihn zum Top-Star unter den Jungschauspielern macht.
Der Boxer und sein Promoter: Daniel Brühl und Manfred Zapatka.Foto: teutopress

Hierzulande und international ist der 26jährige seit »Good bye, Lenin!« und »Die fetten Jahre sind vorbei« so gefragt wie kaum ein anderer seiner Generation. Gerade abgedreht sind der Thriller »Cargo« unter der Regie von Clive Gordon sowie »Merry Christmas« von Christian Carion. Auf der Leinwand taucht Brühl demnächst als polnischer Geiger in dem englischen Streifen »Ladies in Lavender« an der Seite von Judi Dench auf sowie in »Ein Freund von mir« zusammen mit Jürgen Vogel. Seinen wohl anstrengendsten Dreh hatte der Wahl-Berliner allerdings für einen kleineren Film, das Boxer-Drama »Elefantenherz«.
Ein Wagnis, das Regisseur Züli Aladag einging, als er die Hauptrolle mitÊ Daniel Brühl besetzte. Seine schauspielerische Klasse stand zwar schon 2002 außer Frage. Aber kann der schmächtige Junge auch glaubhaft einen bissigen Amateurboxer spielen? - Er kann, allerdings mit enormem Einsatz: Drei Monate vor Drehbeginn startete er einen wahren Trainingsmarathon. Profi-Boxtrainer Uwe Uhlmann, der schon Benno Fürmann für die »Bubi Scholz Story« fit machte, kam aus Berlin angereist und kannte keine Gnade. Die Mühe hat sich bezahlt gemacht: Es gab in keiner Boxsequenz ein Double für den Hauptdarsteller, allesÊ selbst gedreht.
Mit antrainierter Muskelmasse und Box-Technik kann sich Brühl ganz auf sein Schauspiel-Können verlassen: Marco gewinnt fast jeden seiner Kämpfe, weil sich im Ring seine ganze Wut entlädt. Wut über seinen ewig betrunkenen Vater (Jochen Nickel), der die Familie terrorisiert. Dann taucht der Promoter Hermsbach (Manfred Zapatka) auf, der aus Marco einen Profi machen will und das große Geld verspricht. Aber nur, wenn er sich von seinem Vater lossagt...
Eine neue Herausforderung wartet auf Brühl: In Spanien beginnen die Dreharbeiten für »Salvador« (Regie: Manuel Huerga). Es geht um den Anarchisten Salvador Puig Antich, der 1974 als einer der letzten Spanier hingerichtet worden ist. Brühl spielt die Hauptrolle, weil er unter anderem auch perfekt spanisch und katalanisch spricht: »Ich bin in Barcelona geboren und jedes Jahr wiedergekommen«, verrät der Shooting-Star, der übrigens auf den Namen Daniel Cesar Martin Brühl Gonzales Domingo getauft worden ist.

Artikel vom 14.07.2005