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Der Sonderweg der AVA AG

Andere Co op-Firmen lange pleite -Ê1989 drohte Zerschlagung

Helmut Metje: letzter Vorstandschef einer AVA AG?

Bielefeld (WB/in). Die Zeit, da fast jede Stadt über mindestens einen »Co op«-Laden verfügt hat, ist vorbei. Doch gibt es sie noch, die »Konsumgenossenschaften der Verbraucher«, auch wenn manche insolvent gingen und viele von anderen Unternehmungen aufgesogen wurden.
Eine Sonderentwicklung nahm die 1892 gegründete Bielefelder Co op Ostwestfalen-Lippe. Unter Heinrich Kuhlmann, der 1966 den Vorstand übernahm, trennte sich die eG von den Mini-Läden. Zugleich wandelte sich Co op 1975 in eine Aktiengesellschaft. Für einen Anteilsschein von 25 DM wurde eine Aktie ausgehändigt. Bis zum Börsengang 1986 stieg der Wert auf 1700 DM.
Unter den nachfolgenden Vorstandsvorsitzenden Willibald Barth (1978 bis 1982), Wilfried Stein (bis 1989) und Klaus Daudel (bis 1997) wuchs der Konzern durch Investitionen und Zukäufe -Êauch über die Region OWL hinaus. Schon 1971 hatte Co op die ersten beiden »Marktkauf«-Warenhäuser in Bielefeld und Osnabrück eröffnet. Von anderen Vertriebsschienen wie Preisgut, Basar, Allfrisch und Vita-Kauf trennte man sich später wieder.
Vor allem der bereits von der Edeka abgesandte Kurt Lindemann (1998 bis 2002) konzentrierte die AVA aufs Großflächengeschäft (SB-Warenhäuser sowie Bau- und Gartenmärkte). Unter Nachfolger Helmut Metje werden derzeit auch die Dixi-Verbrauchermärkte schrittweise auf den Namen Marktkauf umgestellt. Eine Besonderheit ist die zum Konzern gehörende Optikerkette Krane. Durchgängig geblieben ist das 1978 eingeführte Prinzip der Dauerniedrigpreise.
Denkwürdig bleiben wird die Hauptversammlung 1989. Eine Gruppe von Aktionären um Bernd Günther ersetzte fast den kompletten Aufsichtsrat durch eigene Leute, scheiterte aber - Êzunächst -Êmit der beantragten Abschaffung der Stimmrechtsbeschränkung. Beobachter fürchteten eine Übernahme durch Günther & Co. und die Zerschlagung der AVA. In dieser Stunde eilte die Edeka als »weißer Ritter« den Bielefeldern zu Hilfe. In den folgenden Jahren wuchsen sowohl die Zusammenarbeit als auch der Anteil der Edeka an der AVA -Êbis auf mehr als 95 Prozent zum heutigen Tag.
Besonderer Clou: Mit dem Ende der AG und vollständigen Übernahme durch die Edeka kehrt die AVA ins genossenschaftliche Lager zurück - allerdings in eine Genossenschaft, deren Geschicke von selbstständigen Händlern bestimmt werden.

Artikel vom 09.07.2005