09.07.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Dauerkarte nach Schlägerei wertlos

Bielefelder im Clinch mit Gladbacher Fans: Fünf Jahre lang Stadionverbot

Bielefeld (uko). Eine wüste Auseinandersetzung mit Fans des Fußballbundesligisten Borussia Mönchengladbach ist einem Bielefelder Handwerker zum Verhängnis geworden. Wenngleich das Strafverfahren am Freitag vom Amtsgericht eingestellt wurde, so darf der 40-jährige Familienvater fünf Jahre lang kein Stadion in Deutschland mehr besuchen.

Es war der Auftakt zur Bundesligasaison 2004/2005: Arminia Bielefeld bestritt am 8. August 2004 das erste Sonntagsspiel in der Schüco-Arena gegen Borussia Mönchengladbach. Im Biergarten einer Kleingartenanlage nahe dem Stadion vergnügten sich schon vor dem Anpfiff die gegnerischen Fans mit dem konsequenten Leeren von Biergläsern.
Zwei Anhänger der einstigen Fohlenelf übten sich dummerweise inmitten von DSC-Parteigängern im Absingen schmutziger Schmählieder. Mit dem Hass-Gesang »Ostwestfalen Idiotensch . . . Arminia Bielefeld« trafen sie überhaupt nicht den Geschmack des Bielefelder Installateurmeisters Carsten J. (Name geändert). Der 40-jährige Familienvater stürzte sich beherzt ins Getümmel und trat seinem Kontrahenten angeblich sogar mit dem Schuh auf den Hals. Polizeibeamte führten den Bielefelder sofort ab. Der Mann saß vier Stunden lang im Polizeigewahrsam und verpasste ein gutes Bundesligaspiel mit dem Endergebnis 0:0.
Wie schwer indes für den Installateur die Verwicklung in den Vorfall wiegt, zeigte erst am Freitag die Verhandlung vor dem Amtsgericht. Staatsanwalt Franz-Josef Weber verlas eine Anklage, die sich zunächst noch auf gefährliche Körperverletzung und Nötigung stützte. Als einer der Gladbach-Fans indes bekundete, »es war alles doch gar nicht so schlimm. Ich bin auch gar nicht verletzt worden«, bedeutete das für den Angeklagten eine gewisse Entlastung. Damit waren die Aussagen zwar sehr widersprüchlich, doch auch aufgrund der Anregung von Amtsrichter Hermann Schulze-Niehoff wurde das Strafverfahren gegen Carsten J. ohne Auflagen eingestellt.
Als »gewalttätig aufgefallener Fan« ist der Installateur damit aber trotzdem förmlich verurteilt. Allein das Ermittlungsverfahren reicht den Behörden, um Hooligans in eine spezielle Kartei aufzunehmen, die den Vereinen, dem Deutschen Fußballbund (DFB) und sogar den Kommunen zugänglich gemacht wird. Carsten J. wird demnach für fünf Jahre seit dem Vorfall im August 2004 in Deutschland kein Stadion mehr besuchen dürfen. Das gilt ebenso für alle Spiele der Fußballweltmeisterschaft.
Ganz traurig für den engagierten Anhänger von Arminia Bielefeld: Seine Dauerkarte, die er sich für die vergangene Bundesliga-Saison gekauft hatte, verfällt ersatzlos.

Artikel vom 09.07.2005