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Gegenwind
für Rogge

Spiele werden zu teuer

Singapur (dpa). Zum Abschluss der olympischen Woche in Singapur gab sich Jacques Rogge voller Zuversicht.

Das zur Olympia-Stadt ausgewählte London feierte er als Ergebnis eines »Luxusproblems« und das olympische Programm für die Spiele 2012 mit seinen nur noch 26 Sportarten als einen Erfolg. Doch die gute Stimmung des Präsidenten des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) fand keinen Widerhall bei vielen Mitgliedern. Der Kanadier Richard Pound meinte: »Wir haben zwei Sportarten verloren und nichts dafür getan, sie zu ersetzen.« Der Brite Craig Reedie sagte: »Offensichtlich wollen wir Veränderungen. Nur wissen wir nicht, wie es geht.«
Joseph Blatter, der mächtige Präsident des Welt-Fußballverbandes FIFA, fand die Art und Weise der versuchten Programmfindung gar »unwürdig«. Die Zeigefinger wiesen auf Rogge, der zur Halbzeit seiner Amtsperiode erstmals im Gegenwind steht. Mit seiner Politik der »Null-Toleranz« gegen Doping und olympische Korruption hat er das IOC zu neuem Ansehen gebracht. In Singapur wurde ihm nun Führungsschwäche vorgeworfen und auch das Verfolgen falscher Richtungen.
Es war der Italiener Mario Pescante, der sich am Samstag zum Abschluss der 117. Vollversammlung in ungewöhnlicher Weise noch einmal zu Wort meldete, »mit Besorgnis« und dem Zusatz, »viele meiner Kollegen sind auch der Meinung«. Er gebe zu bedenken, ob die Deckelung des olympischen Programms mit 28 Sportarten der richtige Weg sei, Gigantismus zu bekämpfen. Die wahre Gefahr liege viel mehr im Kostengigantismus, wie er bei der Wahl der Olympia-Stadt sichtbar geworden sei. So plant London mit 43 Milliarden Euro seine Spiele 2012, die Infrastruktur mit eingeschlossen. Verlierer Paris hatte mit 27 Milliarden Euro kalkuliert, Peking will alles in allem 20 Milliarden für Olympia 2008 ausgeben.

Artikel vom 11.07.2005