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Verpatze Generalprobe

Nur der Achter der DRV-Flotte siegt auf dem Rotsee

Luzern (dpa). Der Achter fuhr der Konkurrenz auf und davon, die restlichen Boote des Deutschen Ruderverbandes (DRV) ruderten nur hinterher.

Eine mäßige Generalprobe für die WM hat im Kreis der DRV-Elite für nachdenkliche Gesichter gesorgt. Sieben Wochen vor dem Saisonhöhepunkt in Gifu (Japan) feierten die Deutschen beim Weltcup-Finale auf dem Rotsee nur einen Sieg. Das ist die schlechteste Bilanz seit Einführung des Wettbewerbs im Jahr 1998.
Zur Ehrenrettung verhalf nur der Achter. Drei Wochen nach dem dritten Platz in München ließ die Crew um Andreas Penkner (Radolfzell) im letzten Rennen des Tages den Italienern und Polen keine Chance. Der im Schlussspurt sicher gestellte erste Achter-Erfolg in Luzern seit 1998 stimmt Trainer Dieter Grahn für die WM optimistisch: »Wer auf dem Rotsee gewinnt, ist ein richtiger Mann.«
Gleichwohl tut sich der DRV mit dem Neuaufbau schwer. Die magere Bilanz mit dem Sieg im Achter, drei zweiten Plätzen im Männer-Doppelzweier, leichten Frauen-Doppelzweier und leichten Vierer ohne Steuermann sowie dem dritten Rang im Frauen-Achter verheißt wenig Gutes. Zwar gewann der DRV zum achten Mal die Gesamtwertung, verfügt aber im Gegensatz zu früheren Jahren über keinen sicheren WM-Sieganwärter. Dennoch wähnt sich DRV-Sportdirektor Michael Müller auf dem richtigen Weg: »Wir haben jüngeren Leuten eine Chance gegeben. Da muss man Defizite bei den Siegen in Kauf nehmen.«
Nicht nur Marcel Hacker bleibt bis zur WM viel Arbeit: Drei Wochen nach seinem Sieg beim Weltcup in München musste sich der Einer-Weltmeister von 2002 auf dem Rotsee mit Rang vier begnügen. Dem Tempo von Ondrej Synek (Tschechien), Mahe Drysdale (Neuseeland) und Olympiasieger Olaf Tufte (Norwegen) konnte Hacker nicht folgen. Damit verpasste der Olympia-Siebte aus Frankfurt/Main den dritten Weltcup-Gesamtsieg nach 2002 und 2003.
Zumindest ist die noch zu Saisonbeginn geführte Diskussion, wer bei der WM im DRV-Einer sitzen wird, zu Gunsten von Hacker abgeschlossen. Was die Nominierung für den Frauen-Einer anbetrifft, steht sie dagegen noch bevor. Der mäßige vierte Platz von Kathrin Boron mit fast 20 Sekunden Rückstand auf die Siegerin Ekaterina Karsten (Weißrussland) trug dazu bei, dass die in das Skiff versetzte viermalige Olympiasiegerin Konsequenzen ankündigte: »Die Zeit im Einer ist für mich damit beendet, der Abstand zur Spitze war zu groß.« Ohne WM-Medaille mag die 35-jährige Ausnahmeskullerin die grandiose Karriere nicht beenden: »Ich würde lieber Doppelzweier fahren.«
Es passte ins Bild einer verpatzten Regatta, dass auch die einstigen Doppelvierer-Trümpfe nicht stachen. Die erfolgsverwöhnte Frauen-Crew kam nicht über Rang vier hinaus, das Männer-Team wurde gar nur Fünfter.

Artikel vom 11.07.2005