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Schmuckstadt erlebt
den Ausnahmezustand

Tour de France-Begeisterung in Pforzheim

Von Sören Voss
Pforzheim (WB). »Das habe ich noch nie erlebt, die Stimmung ist unglaublich. Vielleicht kann man die Tour nach Deutschland importieren.« Radprofi Fabian Wegmann vom Team Gerolsteiner fehlten am Samstag beim Etappenstart in Pforzheim die Worte.

Denn die deutschen Radsportfans machten aus dem zweitägigen Abstecher der Tour de France ins Nachbarland eine gigantische Party. Besonders die 16 Deutschen im Tourfeld genossen jeden der 172 Kilometer auf heimischem Boden. »Es war nicht zu fassen, wie viele Leute da waren. Das hat mir noch mal den letzten Motivationsschub gegeben«, freute sich Wegmann, der tags zuvor 170 Kilometer lang alleine vor dem Hauptfeld gefahren war und für 24 Stunden das Bergtrikot überstreifen durfte.
Nachdem in Karlsruhe die Zuschauererwartungen bei schlechtem Wetter nicht erfüllt worden waren, platzte die Pforzheimer Innenstadt am Samstagmorgen aus allen Nähten. Allein 75 000 Fans feierten die Pedaleure beim Einschreiben auf der Bühne, bevor sie auch nur einen einzigen Meter gerollt waren. In der »Schmuckstadt« herrschte der Ausnahmezustand. Direkt im Startbereich standen die Menschenmassen teilweise in Zehnerreihen, kletterten auf Brückengeländer, Dächer von Imbiss-Buden oder Toilettenhäuschen, um einen Blick auf Jan Ullrich und Co. zu erhaschen.
»Es wurde aber nicht nur 'Ulle' gefeiert. Man kennt mittlerweile auch die anderen Fahrer. In Deutschland wäre auch Platz für weitere Profi-Teams«, kommentierte der Steinhagener Jörg Ludewig die Begeisterung, nachdem er sich einen Weg durch das Zuschauerspalier gebahnt hatte.
Selbst Klaus Angermann (67), der die Tour de France zum 40. Mal begleitet, zeigte sich als Moderator am Etappenstart überwältigt. Der langjährige Reporter von ZDF und Eurosport glaubt, dass das Tourfieber weiter anhält. »Hoffentlich können wir diese Begeisterung auch auf die Deutschland-Tour im August übertragen.«

Artikel vom 11.07.2005