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Alonso fährt auf Nummer sicher

Formel 1: Montoya siegt in Silverstone - Michael Schumacher nur Statist

Silverstone (dpa). Rekordweltmeister Michael Schumacher gab nach der Pleite in Silverstone eine echte Bankrotterklärung ab.

Sein potenzieller Nachfolger Fernando Alonso dagegen fuhr auf Nummer sicher und baute seine WM-Führung vor Kimi Räikkönen im zweiten McLaren-Mercedes weiter aus. Während Juan Pablo Montoya im Silberpfeil beim Großen Preis von Großbritannien gestern seinen ersten Saisonsieg für seinen neuen Arbeitgeber einfuhr, begnügte sich Renault-Pilot Alonso mit Platz zwei vor dem immerhin noch Drittplatzierten Räikkönen. »Ich hätte das Rennen gewinnen können, aber am Ende konnte ich langsamer fahren, denn ich wusste, Kimi ist weit hinter mir«, sagte der Spanier. Vor den letzten acht Rennen des Jahres liegt der 23-Jährige 26 Punkte vor seinem ärgsten Rivalen Räikkönen.
Unterdessen gab sich Schumacher vor seinem Heimspiel in Hockenheim am 24. Juli im Kampf um die Formel-1-Weltmeisterschaft so gut wie geschlagen. »Das ist sicher in weiter, weiter Ferne momentan«, sagte der Drittplatzierte angesichts eines Rückstandes von 34 Punkten. Der in den vergangenen Jahren von Siegen verwöhnte Ferrari-Pilot hatte auch in Silverstone als Sechster einmal mehr mit dem Rennausgang nichts zu tun. »Wenn man sich die letzten Rennen anschaut, dann muss man ganz klar sagen, wir sind eher rückwärts gegangen als vorwärts«, sagte Schumacher und stellte fest: »Wir müssen uns eingestehen, dass wir im Moment nicht gut genug sind.« Der siebenmalige Weltmeister könnte nun ausgerechnet am 4. September beim Großen Preis von Italien entthront werden.
Titelfavorit Alonso mied im elften Formel-1-Rennen des Jahres das Risiko. Sein ärgster Rivale Räikkönen war nach einem Motorenschaden im Training einmal mehr vom Pech verfolgt, deshalb blieb Alonso besonnen. Räikkönen haderte mit seinem sportlichen Schicksal: »Unter normalen Umständen wäre das Ergebnis anders ausgefallen. Ich kann nur hoffen, dass ich in Zukunft nicht wieder zehn Plätze weiter hinten starten muss.« Die anderen Fahrer sind im WM-Kampf nur noch Statisten. Ralf Schumacher kam im Toyota auf Rang acht und holte wenigstens einen WM-Punkt; Nick Heidfeld im BMW-Williams war als Zwölfter völlig chancenlos.
Drei Tage nach den Terroranschlägen in London wehten die Fahnen rund um den Traditionskurs, auf dem vor 55 Jahren das erste Formel-1- Rennen ausgetragen worden war, auf Halbmast. Die Sicherheitsvorkehrungen waren erhöht worden. Nach der britischen Nationalhymne wurde mit einer Schweigeminute der Opfer gedacht, dann wurden die Motoren vor 100 000 Zuschauern gestartet. Später verzichteten die Sieger auf die obligatorische Champagner-Dusche.
Alonso scheint derjenige zu sein, der Schumacher als Weltmeister ablösen wird. Auch in Silverstone zeigte er dank seiner besonnenen Fahrweise die Qualitäten eines Champions. Sein Rivale Räikkönen dagegen musste alles geben. Wie schon beim letzten Grand Prix in Magny-Cours musste der Finne nach einem Motorwechsel von Platz zwölf starten. »Kimi hat nur zwei Punkte auf Alonso verloren. Alles bleibt offen«, sagte Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug.
Mit einem Blitzstart war Montoya an WM-Spitzenreiter Alonso und dem ebenfalls vor ihm liegenden Button vorbeigezogen. Auch sein Teamkollege Räikkönen kämpfte sich bis auf Platz acht vor. Der nach einem Fahrfehler in der Qualifikation nur von Rang neun los gefahrene Michael Schumacher machte zwei Ränge gut, konnte auch seinen Bruder Ralf im Toyota überholen. Gleich zu Beginn der 60 Runden kam das Safety-Car auf die Strecke, da der Japaner Takuma Sato im BAR-Honda liegen geblieben war.

Artikel vom 11.07.2005