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Moralischer Beistand von Eltern und Freundin

Nach dem Aus seines Kapitäns kann vielleicht Jörg Ludewig ins Rampenlicht fahren


Von Sören Voss
Mulhouse (WB). Zum Glück hatte das ZDF die Samstags-Etappe in kompletter Länge übertragen. Denn gleich zu Beginn verlieh der Steinhagener Radprofi Jörg Ludewig der Tour de France kurzzeitig seine eigene Duftmarke.
»Ich wollte es unbedingt probieren«, hatte sich der Ostwestfale den Abschnitt auf deutschem Boden gezielt ausgesucht. Schon unmittelbar nach dem Start in Pforzheim attackierte der Fahrer mit der Rückennummer 187 und fand in Rubens Bertogliati (Team Saunier Duval) einen gleichgesinnten Mitstreiter. Doch obwohl sich das Duo einen Vorsprung von mehr als 50 Sekunden herausarbeitete, platzte der Traum von einem »richtigen Knaller« genauso schnell wie er begonnen hatte.
Nach nur 16 Kilometern war der Fluchtversuch beendet. Ludewig ärgerte allerdings, dass ausgerechnet der deutsche Landsmann Jens Voigt zur Aufholjagd geblasen hatte. »Das wird unsere Freundschaft nicht verstärken. Andererseits kann ich ihn verstehen, denn die Tour ist kein Wunschkonzert«, zeigte sich Ludewig einsichtig.
Der Steinhagener, der auch gestern eine couragierte Leistung zeigte, wird auch weiter versuchen, ins Rampenlicht zu fahren. Und hierbei hat der Deutsche im italienischen Domina-Vacanze-Team seit dem Wochenende fast freie Hand. Teamkapitän Serhiy Honchar verlor aufgrund von Magen-Darm-Problemen 2,5 Kilo und musste die Tour geschwächt aufgeben. »Er hat heulend im Teambus gesessen. Nach seinem 2.und 6. Platz im Giro war Serhiy noch hochmotiviert«, sieht Ludewig den Ausfall als großen Verlust. Er selbst hat seine körperlichen Wehwehchen (Magen, Knie) mittlerweile gut im Griff - und das vor allem Dank Heilpraktiker Ralf Wigand, der eigens aus Bielefeld nach Frankreich angereist ist.
Es war nicht der einzige Besuch aus Ostwestfalen. Neben seinen Eltern und Freundin Melanie Langeheine schauten weitere Bekannte im Karlsruher Hotel bei Ludewig vorbei. »Das ist wichtig für die Moral«, will er auch beim dritten Tourstart in Paris ankommen. »Schließlich ist die Tour immer noch was ganz Besonderes.«

Artikel vom 11.07.2005