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VW-Affaire weitet sich aus

Justiz prüft Ermittlungen im Ausland

Wolfsburg (dpa). In der Korruptionsaffäre beim VW-Konzern prüfen Staatsanwaltschaft und Landeskriminalamt (LKA) die Ausweitung der Ermittlungen auf andere europäische und außereuropäische Länder.
In Bedrängnis: VW-Personalvorstand Peter Hartz.

Es sei »nicht unwahrscheinlich«, dass um Rechtshilfe ersucht werden müsse, sagte gestern der Sprecher der Staatsanwaltschaft Braunschweig, Klaus Ziehe. Er kündigte verstärkte eigene Ermittlungen von Justiz und Polizei nach der Auswertung von VW-Unterlagen an. Wer als Zeuge vernommen werden soll, sagte Ziehe nicht. Ob beim LKA eine Sonderkommission eingerichtet werde, sei noch nicht entschieden.
Der frühere Skoda-Personalchef Helmuth Schuster und ein früherer Mitarbeiter Schusters sollen Gelder, die eigentlich VW oder der tschechischen Tochter Skoda zugestanden haben, über ein »Firmengeflecht« auf eigene Konten umgeleitet haben. Medienberichten zufolge soll es sich aus Tarnfirmen in Indien, Angola, Tschechien, Luxemburg und der Schweiz zusammensetzen. Wegen angeblicher Schmiergeldforderungen Schusters im Zuge des geplanten Baus einer VW-Autofabrik in Indien hatte Konzernchef Bernd Pischetsrieder die Pläne vorerst auf Eis gelegt.
Unterdessen gibt es neue Vorwürfe gegen VW-Personalvorstand Peter Hartz. Die »Financial Times Deutschland« berichtete, Hartz habe die »klare Anweisung« gegeben, dem Betriebsrat unter anderem für Dienstreisen ein Budget zur Verfügung zu stellen, dessen Verwendung nicht kontrolliert wurde. Ein VW-Sprecher in Wolfsburg sagte dazu, dies gehöre zu den Sachverhalten, die derzeit von Wirtschaftsprüfern untersucht würden. Einzelheiten nannte er nicht.
Wie bereits seit längerem geplant, soll Hartz die Zuständigkeit für Regierungsbeziehungen innerhalb des Vorstandes an Pischetsrieder abgeben. Das bestätigte ein VW-Sprecher. Entsprechende Pläne im Zuge der Neuordnung der Konzern- und Markenfunktionen gebe es bereits seit etwa einem halben Jahr. Die Pläne hätten nichts mit der »derzeitigen Diskussion« zu tun.
Erstmals seit Beginn der Affäre meldete sich gestern der niedersächsische IG Metall-Bezirksleiter Hartmut Meine öffentlich zu Wort. Er wies Kritik zurück, Betriebsrat und IG Metall hätten zu viel Macht bei dem Autobauer. Ohne einen starken Betriebsrat und eine starke IG Metall seien die Beschäftigten auch bei VW dem Unternehmen »schutzlos ausgeliefert«. »Die Gleichen, die über zu viel Einfluss von Betriebsrat und Gewerkschaft bei VW wettern, behaupten gleichzeitig, Betriebsräte seien käuflich. Das geht nicht zusammen.«

Artikel vom 08.07.2005