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Als Au pair im
Nachbarland

Die Jobs der Professoren (27)


Bielefeld (sas). Rühren, Temperatur messen und Protokoll schreiben: Das gehörte zu den Arbeiten, die Katharina Kohse-Höinghaus in den Semesterferien beim Chemiekonzern Bayer zu machen hatte. »Ich habe dort im Pflanzenschutz gearbeitet«, erzählt die Chemieprofessorin, die seit gut zehn Jahren an der Universität Bielefeld lehrt und forscht und die Physikalische Chemie vertritt. In der Studienzeit in den 70er Jahren zu jobben, war für sie selbstverständlich - wobei sie sich bemühte, möglichst berufsbezogen ihr Geld zu verdienen.
»Im Pflanzenschutzlabor ging es darum, Substanzen, die zuvor in kleinem Maßstab hergestellt waren, ins Technikum zu bringen, sie also in größerem Maßstab herzustellen.« Denn längst war nicht sicher, dass die Verfahren einfach zu übertragen waren. »Der Vorteil des Jobs war, dass einem auch immer mal etwas Neues gezeigt wurde.« Daneben hat sich Katharina Kohse-Höinghaus als gestandene Studentin mit Tutorenjobs an der Universität Bochum ihr Geld verdient - und zwar nachdem sie sich zuvor direkt nach dem Abitur als Au-pair-Mädchen verdingt hatte.
»Meine erste Stelle hatte ich bei einer Familie in Frankreich, die just mit ihren vier Kindern aus Kanada zurückgekehrt war.« Über Chamonix, Lyon und Orléans, wo zunächst Verwandte besucht wurden, ging es nach Paris. Der jungen Deutschen oblag es, die Kinder zu betreuen, und der Kontakt wurde so intensiv, dass der Abschied ihr schwerfiel: »Ich hatte wochenlang großes Heimweh nach meiner französischen Familie, und der Kontakt hielt noch lange an.« Von Frankreich ging es nach Großbritannien, zu einer Familie mit drei Kindern: »Die Mutter war auf Tournee, und ich musste kochen und die Kinder beschäftigen«, erzählt die Chemieprofessorin.
Von ihrem Verdienst gönnte sie sich Extras und kaufte sich Kleidung. »Meinen Lebensunterhalt musste ich nicht selbst bestreiten, aber für Kinobesuche, Ausgehen oder einen pfiffigen Hosenanzug hätte es sonst nicht gereicht.« Außerdem ging es in den Urlaub: »Ich habe Europa kennengelernt und bin gut herumgekommen - und wenn es mit dem Zelt war.«

Artikel vom 08.07.2005