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Immer noch wichtige Pflichtlektüre

Der Duden wird heute 125 Jahre alt - Nächste Ausgabe schon in Arbeit

Von Tobias D. Höhn
Mannheim (dpa). Für die Verfechter der neuen deutschen Rechtschreibung wie für ihre Gegner gehört der gelb laminierte Wälzer zur Pflichtlektüre. Heute wird der »Duden«, die Rechtschreibinstanz des deutschen Sprachraums, 125 Jahre alt.

Aus dem mit heute verglichen bescheidenen 27 000 Wörter zählenden Kompendium des Lehrers Konrad Duden ist mittlerweile ein Leitfaden für phonetische und grammatikalische Probleme geworden. Während die bisher umfassendste, 1152 Seiten dicke 23. Auflage in den Regalen der Buchläden steht, sitzt die Duden-Redaktion bereits an der Überarbeitung und Vervollständigung der 125000 Stichwörter langen Liste.
»Der Duden lebt und entwickelt sich im Zusammenspiel mit seinen Benutzern fort«, sagt der Leiter der Dudenredaktion Matthias Wermke in Mannheim. Das Wortgut werde entsprechend der Zeit angepasst. Handy, Mail und Chat gehören längst dazu. Und auch der Protest der Ostfriesen fruchtete. Sie wollten »Moin, Moin« als Äquivalent zum Abschiedsgruß Ade verzeichnet wissen. Doch bevor ein Wort gestrichen wird, wird es bei seltenem Gebrauch als veraltend markiert, seine Verbreitung erneut untersucht und erst dann von der Liste genommen.
Zuwachs erhielt der Duden nach der Wiedervereinigung. In den vier Jahrzehnten deutsch-deutscher Teilung erschienen eine Ost- und eine Westversion des Wörterbuches. Die eine wurde im Lektorat Deutsch im Bibliographischen Institut in Leipzig betreut, die andere im Verlag Bibliographisches Institut und F.A. Brockhaus AG Mannheim. Während bei der Orthografie Einigkeit herrschte, waren die Unterschiede im regionalen Sprachwortschatz beachtlich. Dem »Einheitsduden« von 1991 diente als Basis die umfangreichere West-Ausgabe, in die der Staatsratsvorsitzende ebenso Einzug fand wie das Motschekiebchen, die DDR-Bezeichnung für Marienkäfer. Fünf Jahre später folgte der erste Duden in neuer deutscher Rechtschreibung.
Damit konnte der in Wesel am Niederrhein geborene Sohn eines Eisenbahnbeamten nicht rechnen, als er sich im ausgehenden 19. Jahrhundert für die Vereinheitlichung der Rechtschreibung stark gemacht hatte. Damals hatte jeder Verlag seine eigene Hausorthografie, und selbst an Schulen wurde das Schreiben nicht nach einheitlichen Regeln gelehrt.

Artikel vom 07.07.2005