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Lange Haftstrafe für
Ex-Polizist Wüppesahl

Gericht: Raubmord aus Finanznot geplant

Von Kai Portmann
Hamburg (dpa). Die Rolle des Bürgerrechtlers, der nur zum Schein einen Raubmord plant, um Missstände im Polizeiapparat und in der Gesellschaft aufzudecken, hat das Gericht ihm nicht abgenommen.
Thomas Wüppesahl
Thomas Wüppesahl, ehemaliger Bundestagsabgeordneter und streitbarer »Querdenker« in der Hamburger Polizei, muss für viereinhalb Jahre hinter Gitter. Die Richter der Großen Strafkammer 22 des Hamburger Landgerichts zeigten sich gestern überzeugt davon, dass Wüppesahl aus finanzieller Not tatsächlich vorhatte, einen Geldtransport in Berlin zu überfallen, dabei einen Geldboten per Genickschuss zu töten und ihm dann mit einem Fleischerbeil den Arm abzuhacken, um in den Besitz des Geldkoffers zu kommen.
Zwei Tage vor seinem 50. Geburtstag ist der einst fähige Wirtschaftskriminalist, Mitgründer der Arbeitsgemeinschaft Kritischer Polizisten, Grünen-Parlamentarier und später fraktionslose Bundestagsabgeordnete damit tief gefallen. »Ich bin sehr guter Dinge, dass ich bald wieder aktiv Dienst versehen kann«, hatte Wüppesahl noch vor einer Woche verkündet. Da hatte er gerade seine Version der Geschichte erzählt. Er habe den angeblichen Raubmord lediglich als »undurchführbares Gedankenspiel« ersonnen.
Die Richter aber folgten der Version des Staatsanwalts, der sogar fünf Jahre Haft gefordert hatte. »Die finanzielle Situation des Angeklagten war prekär«, sagte der Vorsitzende Richter Gerhard Schaberg.
Dessen Verteidiger gab nach der Entscheidung des Gerichts keinen Kommentar dazu ab, ob er eine Revision beantragen will. Wüppesahl selber hatte aber schon zuvor verkündet, dass mit ihm noch zu rechnen sei: »Das nächste Verfahren wird so sicher kommen wie das Amen in der Kirche.«

Artikel vom 08.07.2005