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Protest gegen Gaspreise

Haus & Grund ruft zu Widerspruch auf - in Bielefeld sieben Prozent mehr

Von Andreas Kolesch
Bielefeld (WB). Überall in Deutschland sollen Mieter und Hauseigentümer Widerspruch gegen die jüngsten Gaspreiserhöhungen einlegen. Dazu ruft der Immobileneigentümer-Verband Haus & Grund auf und heizt damit die Proteste an.

Wie schon bei der ersten Preiserhöhungswelle zu Jahresbeginn stellt der Haus & Grund-Bundesverband einen Musterbrief ins Internet, mit dem Mieter, aber auch Haus- oder Wohnungseigentümer, Widerspruch gegen die Preiserhöhungen einlegen können. »Die erhöhten Abschläge sollten nur unter Vorbehalt gezahlt werden«, sagte Rüdiger Dorn aus Detmold, Bundesvorsitzender und zugleich Vorsitzender des ostwestfälisch-lippischen Verbandes, gestern dieser Zeitung. Der Verband erwäge zudem, Musterklagen gegen die Preiserhöhungen zu unterstützen.
Als zweites großes Gasversorgungsunternehmen in OWL haben gestern die Stadtwerke Bielefeld eine weitere Preiserhöhung angekündigt. Die Tarife steigen zum 1. August um durchschnittlich 0,3 Cent je Kilowattstunde - das bedeutet eine Verteuerung um etwa 7 Prozent. Bereits zum 1. Januar hatten die Stadtwerke die Preise in gleicher Größenordnung erhöht. Allein die erneute Preisrunde zum 1. August bedeutet für einen Dreipersonenhaushalt mit einem Verbrauch von 18 000 Kilowattstunden jährliche Mehrausgaben von etwa 62,50 Euro. Für ein Einfamilienhaus mit 25 000 Kilowattstunden Jahresverbrauch schlägt die Preiserhöhung mit 87 Euro zu Buche. Weitere Aufschläge noch in diesem Jahr wollten die Stadtwerke gestern nicht ausschließen. Die künftige Entwicklung des Ölpreises, an den die Gastarife zeitversetzt gekoppelt sind, sei noch nicht absehbar. In Bielefeld werden etwa 118 000 Wohnungen mit Erdgas beheizt.
Auf eine deutliche Preiserhöhung müssen sich auch die Kunden der Gasversorgung Westfalica (Bad Oeynhausen) einstellen. Das zum Gelsenwasser-Konzern zählende Unternehmen wird die Tarife voraussichtlich ebenfalls zum 1. August um 0,5 Cent je Kilowattstunde erhöhen. Die Entscheidung falle in der kommenden Woche, sagte gestern ein Sprecher. Die Gasversorgung Westfalica beliefert Kunden im nördlichen Ostwestfalen sowie im südlichen Niedersachsen. Auch die Stadtwerke Herford (mit Kunden auch in Hiddenhausen und Enger) schließen eine Erhöhung im dritten Quartal nicht aus. Wie berichtet, hatte am Montag E.ON Westfalen-Weser (81 000 Erdgas- und Wärmekunden) zum 1. August eine erneute Gaspreiserhöhung um 10 bis 13 Prozent angekündigt.
Nicht nur Verbraucher, auch Unternehmen leiden unter den hohen Tarifen. »Die Preise haben mittlerweile konjunkturgefährdenden Charakter«, sagte gestern Christoph von der Heiden, Geschäftsführer der Industrie- und Handelskammer Ostwestfalen. Er hoffe darauf, dass das unmittelbar vor dem Inkrafttreten stehende Energiewirtschaftsgesetz für mehr Wettbewerb und somit sinkende Preise beim Gas sorge. »In den USA und in Großbritannien hat das geklappt. Die Öl-Gas-Preisbindung gibt es dort praktisch nicht mehr«, sagte Christoph von der Heiden.Lokalteil
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Artikel vom 07.07.2005