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Hohe Erwartungen an Paderborns
prominentesten Neuzugang

Trainer Jos Luhukay überträgt Danijel Stefulj eine Führungsrolle

Mit Erfahrung und Routine zum Klassenerhalt: Danijel Stefulj ist Paderborns Hoffnungsträger.
Von Elmar Neumann
Herzlake (WB). Ohne den anderen Neuzugängen des SC Paderborn 07 zu nahe treten zu wollen: Das Prädikat »prominent« hat allenfalls einer verdient - der einzige, der in der vergangenen Saison bei einem deutschen Erstligisten unter Vertrag stand: Danijel Stefulj. Nicht zuletzt deshalb spielt der 32-Jährige von Hannover 96 in den Planungen von SCP-Coach Jos Luhukay eine besondere Rolle.
»Von ihm erwarte ich, dass er auf dem Platz und auch außerhalb eine Führungsrolle übernimmt«, fordert der Niederländer vom Kroaten. Und der zweifache Nationalspieler ist sich dieser hohen Erwartungshaltung bewusst: »Ich habe drei Jahre zweite Liga und drei Jahre erste Liga gespielt. In dieser Zeit habe ich genügend Erfahrungen gesammelt, um nun auch Paderborn weiterhelfen zu können.«
Bei seinen zwei Länderspieleinsätzen vor neun Jahren (2:1 gegen Polen, 4:1 gegen Ungarn) war Stefulj neben Stars wie Davor Suker, Alan Boksic oder Zwonimir Boban nur ein zuverlässiger Nebendarsteller, in der Verteidigung des SCP ist er als Protagonist gefordert. »Aggressiv, zweikampfstark, mannschaftsdienlich« - so umschreibt Luhukay die Qualitäten des zweifachen Familienvaters (Ehefrau Zdenka, Laura/7 und Daniel/5), der bei Hannover 96 unter Trainer Ewald Lienen keine große Zukunft hatte. 2002 unter Ralf Rangnick aufgestiegen, lief der damalige Dreijahresvertrag nun aus. »Hannover wollte sich von fünf, sechs Spielern trennen. Einer war ich«, sagt der Neu-Paderborner. Aussicht auf einen neuen Kontrakt hätte nur bestanden, wenn er auf 30 Prozent Gehalt verzichtet hätte. »Das aber kam nicht in Frage.«
Und so stieg er freiwillig ab. Zu einem Verein, von dem er zuvor nur in Zusammenhang mit dem Wettskandal gehört hatte, und in eine Stadt, die er nur mit Autobahnausfahrten auf der A 33 in Verbindung brachte. Was die Integration vereinfacht: Mit Miodrag Latinovic, Dusko Djurisic und Radovan Vujanovic tragen drei weitere Balkan-Kicker das SCP-Trikot. Mit denen kann sich Stefulj auch in seiner Landessprache verständigen: »Gerade Miodrag und Radovan, die schon ein halbes Jahr in Paderborn sind, haben mir einiges erzählt. Auch deshalb denke ich, dass ich mich richtig entschieden habe.«
Richtig fand er es in jedem Fall, ein von Ewald Lienen trainiertes Team zu verlassen: »Das war Stress pur. Lienen stand ständig unter Strom, da gab es für uns Spieler keine ruhige Minute, und das war eher kontraproduktiv.« Ganz im Gegensatz zu den 96er-Zeiten unter Ralf Rangnick, »einem der besten Trainer, die ich je hatte«, wie Stefulj sagt. Was bei Zettel-Ewald undenkbar ist, zählte bei Professor Rangnick zur Tagesordnung: »Der hat uns sehr viele Freiheiten gegeben. Da durften wir auch am Abend vor einem Spiel bis 21.30 Uhr an der Bar sitzen und trinken, was wir wollten - ob Wein oder Bier.«
Mit seinem Wechsel macht sich Stefulj den Druck selbst. Seit 22 Jahren Paderborn erstmals wieder Zweitligist. Mit Beginn der Rückrunde wird die 15 000 Zuschauer fassende paragon arena als Heimstätte dienen. »Unter diesen Voraussetzungen können wir es uns gar nicht erlauben, wieder abzusteigen. Es ist unvorstellbar, dass in einem nagelneuen Stadion ab Sommer 2006 Regionalliga-Fußball gespielt wird«, setzt der bekannteste Neuzugang sich und seine Kollegen unter Zugzwang.
Sie absolvieren die ersten vier Spiele in der zweiten Liga sonntags: Am 7. August geht es nach Unterhaching, am 14. August kommt Saarbrücken, am 28. August muss das Team nach Cottbus, am 11. September erscheint Ahlen.

Artikel vom 07.07.2005