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Hohe Sonne - horizontnahes Milchstraßenzentrum

Der Sternenhimmel im Juli: Das große »Licht« zieht zunächst durch die Zwillinge und dann durch den Krebs

Von Reinhard Wiechoczek
Bielefeld (WB). Entsprechend der jahreszeitlichen Kraftentfaltung zieht die Sonne jetzt durch das nördliche Tierkreissternbild Zwillinge und vom 20. Juli an um 19.00 Uhr durch den Krebs.

Dennoch befand sich am gestern um 7.00 Uhr die Erde im größten Sonnenabstand von 152,102 Millionen Kilometern. Das nächtliche Panorama präsentierte uns die südlichen Ekliptiksternbilder Schütze und Skorpion tief am Südhorizont. Abseits von Zivilisationsbeleuchtung erahnte das Auge in den zarten Stern- und Wolkenverdichtungen die Besonderheit: Hinter diesen Sternen verbirgt sich das Zentrum unserer Galaxis.
Im Gefolge der Sonne umrunden wir in etwa 30.000 Lichtjahren Abstand den Milchstraßenkern mit einer Geschwindigkeit von 250 Kilometern pro Sekunde. Trotzdem beansprucht der komplette Umlauf 220 Millionen Jahre.
Von Süden steigt die Ekliptik über Waage und Jungfrau zum westlichen Löwen auf, der sich täglich nunmehr etwas eher verabschiedet. Der Große Bär (Großer Wagen) blickt bereits tief nach Nordwesten und weist mit seinem anatomisch an sich unmöglich langen Schweif auf Bootes, den Bärenhüter und dessen rötlichen Hauptstern Arcturus.
Obgleich als Sternbild weniger auffällig, besetzt Hercules überaus selbstbewusst die Mitte des stellaren Bühnenbildes, denn unverändert häufig richten sich die Objektive auf M13, den Parade-Kugelsternhaufen in 25000 Lichtjahren Entfernung.
Im Zenit erkennt man den Kopf des Drachen, dessen lang gestreckter Körper den Kleinen Wagen umschlingt; die Deichselspitze ist der Polarstern. Südlich des Hercules breitet sich der Schlangenträger als 13. Ekliptik-Sternbild aus; den Schlangenkopf hebt er angestrengt westlich, den Hinterleib östlich.
Die Figur lässt sich trotz der weniger auffallenden Sterne, die zwischen 60 und 2.500 Lichtjahre tief gestaffelt stehen, leicht nachkonstruieren. Adler, Leier und Schwan dominieren am östlichen Firmament und skizzieren mit den Hauptsternen Atair, Wega und Deneb das Sommerdreieck.
Am Nordosthorizont kündigt Pegasus, kaum zu glauben, bereits Herbstliches an. Die jährliche Himmelsrotation zwingt die funkelnde Capella als Zirkumpolarstern tief an den hellen Nordhorizont, lässt aber ebenso Cassiopeia und Cepheus wieder an Höhe gewinnen.
Mit dem -1.8m lichtstarken Jupiter ziert nur ein heller Planet den Abendhimmel, rechtläufig in der Jungfrau. Saturn als zweitgrößter Planet steht am 18. 7. am Taghimmel in Konjunktion mit der Sonne. Venus ist zwar »Abendstern« mit -3.9m Helligkeit, doch bewegt sie sich im Löwen und ab dem 12.7. im Krebs sehr horizontnah.
Der Mars erscheint in der zweiten Nachthälfte mit einer Helligkeit von -0.5m in den Fischen, die er rechtläufig durchstreift.
Der Neumond steht heute um 14.02 Uhr in den Zwillingen, das Erste Viertel am 14.7. um 17.20 Uhr in der Jungfrau, Vollmond ist am 21.7. (13.00 Uhr) im Schützen und im Letzten Viertel präsentiert sich der Erdtrabant am 28.7. um 5.19 Uhr im Widder.
Sternschnuppen gibt es vom 12. Juli bis 19. August durch die Delta-Aquariden vor allem nach Mitternacht mit dem Maximum am 28. Juli. Während der gesamten Nacht treten vom 5.7. bis 10. 8. die Alpha-Capricorniden auf.

Artikel vom 06.07.2005