06.07.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Kurzweiliges
Verwirrspiel
um die Liebe

»Ein Sommernachtstraum« im TAM

Von Uta Jostwerner (Text)
und Bernhard Pierel (Fotos)
Bielefeld (WB). Liebe macht blind. »Dem schlechtesten Ding an Art und Gehalt leiht Liebe dennoch Ansehen und Gestalt«, lautet die Botschaft, die William Shakespeare in seiner genial-zeitlosen Komödie »Ein Sommernachtstraum« verdichtete. Schüler und Schülerinnen des Ratsgymnasiums haben jetzt das Werk in einer kurzweiligen Inszenierung auf die Bühne des TAM gebracht.

Würde und Klamauk hielten sich in dem von Sabine Jung-Lösing zeitgemäß eingerichteten Stück zwar kunstvoll die Waage, gleichwohl dauerte es nicht lange, bis im Publikum die ersten herzhaften Lacher erklangen. Kein Wunder, verstanden es die Akteure doch trefflich, Tragisches mit subtilem Humor zu würzen. Hermia (Melanie Busse) zum Beispiel, vor die Wahl zwischen Tod und Kloster gestellt, beherrscht mit authentischem Spielgeschick jene für Shakespeare so unentbehrlichen Zwischentöne. Ebenso die schöne Helena (Kim Carolin Danwerth), die so eindringlich wie vergeblich um die Gunst ihres Angebeteten buhlte, dass es das reinste Vergnügen war. Nicht zuletzt Annette Rieger erntete für ihre pantomimisch starke Wand-Darstellung höchste Anerkennung.
Höhepunkte komödiantischer Unterhaltungskunst lieferten Raphael Badura als quirlig wirbelnder Puck mit kindlicher Freude am Verwirrspiel sowie Stefan Hindrichs. Der Till-Schweiger-Typ stellte als Weber Zettel eine amüsante Kostprobe seiner schon stark ausgereiften darstellerischen Wandlungsfähigkeit unter Beweis.
Charakterstarkes Mienenspiel auch bei Johann Voss und Christina Illner, die die Last der Doppelrolle beide souverän und mit majestätischer Würde trugen.
Überhaupt waren Charaktertypen in dieser Inszenierung gefragt. Auf Bühnenbild und Requisiten weitgehend verzichtend, lag es ganz an den Darstellern, den Raum durch schauspielerische Präsenz auszufüllen. Gruppenspezifische Kostüme (Gabriele Scholze-Mazur) - geschmackvoll, zeitgemäß flippig und fantasievoll durchkomponiert -Ê stifteten das nötige Identifikationspotenzial.
Dazwischen sorgte das Schulorchester unter Leitung von Dr. Armin Kansteiner mit Bearbeitungen der Mendelssohnschen Sommernachtskompositionen immer wieder auch für den weihevollen Anstrich einer beachtenswerten Schulaufführung, die vom Publikum frenetisch gefeiert wurde.

Artikel vom 06.07.2005