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Der »kleine Prinz« darf
nicht auf den Thron

Monaco wartet gespannt auf Stellungnahme Alberts

Monaco (dpa). Drei Monate lang trugen die monegassische Fürstenfamilie und die Staatsdiener Schwarz. Jetzt wollen die Monegassen endlich die Thronbesteigung feiern. Doch zuvor warten sie neugierig darauf, was der neue Fürst morgen mitzuteilen hat.
Albert von Monaco will sich erklären.

Die Spatzen pfeifen es von den monegassischen Dächern, und die Medien greifen es schon als Tatsache auf. Der neue Herrscher über den »Felsen« am Meer wolle sich dazu bekennen, Vater des knapp zwei Jahre alten Alexandre zu sein. Die aus Togo stammende Mutter, Ex-Flughostess Nicole Coste (33), hatte in der Trauerzeit Schlagzeilen mit Enthüllungen über den Kleinen gemacht. Sie wolle Klarheit und sei keine »Goldgräberin«: »Niemand wird Albert eine schöne Liebesgeschichte und ein schönes Kind übel nehmen.«
Dem scheint in der Tat so zu sein. Einen Skandal nennt es kaum jemand, das Bild eines »modernen« Fürsten, der auch nur ein Mann ist, scheint auf. Er sorge doch bereits sehr gut für sie, so heißt es, das Fürstentum stelle der 33-Jährigen eine Wohnung im feinen 16. Pariser Stadtbezirk und auch noch eine Villa in Villefranche-sur-Mer.
Natürlich muss es Monaco als absolut unpassend empfunden haben, dass in der Trauerzeit einmal mehr über ein uneheliches Kind des Regenten spekuliert wurde. Eine offizielle Reaktion war erst nach den drei Monaten statthaft, und sie soll von Alberts Anwalt Thierry Lacoste kommen.
Das Pariser Magazin »L'Express« will auch schon wissen, was er verkündet: »Geleitet von seinen ethischen Grundsätzen stellt sich der Fürst seiner Verantwortung und erkennt das Kind an.«
Damit träfe immer noch nur halb zu, was ein Boulevardblatt meint, wenn es von dem neuen »kleinen Prinzen« spricht. Alexandre könnte nach der 2002 geänderten Verfassung kaum jemals den Thron Monacos besteigen, wohl aber finanziell Miterbe sein - das Vermögen des Fürsten wird auf zwei Milliarden Euro geschätzt.
Sollte endlich alles klar sein, kann fünf Tage später zur Thronbesteigung des 47-Jährigen ein ordentliches Fest steigen. Der 30. Fürst der Grimaldi-Dynastie, die aus Genua stammt und vor mehr als sieben Jahrhunderten den »Felsen« am französischen Mittelmeer in Besitz nahm, feiert ganz intim mit seinen 7700 Monegassen. Abends können auch die in der Regel Reichen mit fester Residenz in Monaco dazustoßen.
Am 19. November, dem Nationalfeiertag, folgt im Beisein ausländischer Persönlichkeiten aus Politik und Adel eine Krönungszeremonie. Auch im 21. Jahrhundert und trotz aller modernen Sitten herrschen bei den Grimaldis Stil und Etikette.
Rainier, am 6. April 81-jährig nach mehr als einem halben Jahrhundert Regentschaft gestorben, wirft in Monaco noch lange Schatten. Von seinem Nachfolger erwarten die Monegassen jetzt eine dynamische Führung, einen neuen Ton - ohne eigentlichen Bruch mit der Vergangenheit ihres Wohlstands-Nestes.

Artikel vom 06.07.2005