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Ustinovs Vater
war ein Spion

ARD lüftet Familiengeheimnis

ARD, 23.00 Uhr: Peter Ustinovs Vater Jona, Mitarbeiter der deutschen Botschaft in London in den dreißiger Jahren, hatte ein Geheimnis. Das Erste lüftet es.
Jona Ustinov (Mitte) mit seiner Ehefrau Nadja und seinem Sohn Peter.Foto: ARD

Das Geheimnis waren die Männer mit Bowler-Hüten und hoch geschlagenen Mantelkrägen, die im Treppenhaus in Redcliffe Gardens an dem kleinen Peter vorbeischlichen und die genauer anzusehen ihm sein Vater verbot. Lange blieb »Das Geheimnis der Ustinovs« im Verborgenen. Jenny und Bernd Schütze haben es dokumentiert. Jona Ustinov war zwar deutscher Staatsbürger, seine Familie stammte aber aus verschiedenen europäischen Nationen. Als Jona Ustinov, von seinen Freunden »Klop« genannt, von der Nazi-Regierung aufgefordert wurde, den Arier-Nachweis beizubringen, warf er seinen Job in der deutschen Botschaft hin und ließ sich, seine Frau Nadja und seinen Sohn in England einbürgern. Der britische Inlandsgeheimdienst MI-5 warb ihn als Spion gegen Hitler an. Jona Ustinov versorgte die Regierung Chamberlain mit brisanten Informationen über Hitlers Eroberungspläne.
Dabei halfen ihm gleich gesinnte ehemalige Kollegen in der Botschaft. Die Männer, die dem kleinen Peter im Treppenhaus begegneten, waren Agenten des MI-5, deutsche Widerstandskämpfer oder Beamte des britischen Außenministeriums. »Klop« Ustinov handelte aus Idealismus. Würde Premierminister Arthur Neville Chamberlain früh genug von Hitlers Plänen zur Besetzung der Tschechoslowakei und Polens erfahren, so seine Hoffnung, dann würden die Briten den drohenden Weltkrieg verhindern, doch sein Kalkül ging nicht auf.
»Klop« starb in den 60er Jahren als enttäuschter, verbitterter Mann. Über seine riskanten Geheimdienst-Aktivitäten schwieg er bis zu seinem Tod. Mehrere Jahre lang war er einer der Topagenten des MI-5, wie die Autoren Bernd und Jenny Schütze jetzt herausfanden. Kein Geringerer als Sir Peter Ustinov selbst hatte sie darum gebeten, das strenge Verbot des Vaters für ihn zu durchbrechen und den Geheimdienst-Hintergrund zu recherchieren.

Artikel vom 06.07.2005