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Schüler drehen Film
über die Reformation

Mit Hermann Hamelmann kam der Wandel

Bielefeld (uj). »Schnipp« - und Bielefeld war reformiert. Nicht ganz. Wie überall vollzog sich der heute als Reformation bezeichnete Wandel als jahrelanger Prozess. Ein Wendepunkt stellt die Berufung des Predigers Hermann Hamelmann an die Neustädter Marienkirche dar. Schüler des 9. Jahrgangs des Helmholtz-Gymnasiums haben jetzt in einem fächerübergreifenden Projekt einen Film über die Vorgänge gedreht. Sprache: Latein mit deutschen Untertiteln.

Wir befinden uns im August des Jahres 1555. Man sieht Hermann Hamelmann mit Gepäck an der Kirche ankommen, wo er von Stiftsherr Heinrich Horstmar freundlich begrüßt wird. Auch die Gemeinde applaudiert dem neuen Prediger, der aus seiner Heimat Osnabrück nach Bielefeld berufen wurde und bekannterweise den Lehren Martin Luthers nahe steht.
Anfangs tadelt Hamelmann die »falsche Lehre« der katholischen Bischöfe noch recht vorsichtig. Doch dann beginnt er deutsche Psalme zu singen und die Sakramente mit deutschen Worten zu spenden. Am Fronleichnamstag tadelt Hamelmann offen den Pomp und die Zurschaustellung des Brotes. Das bringt die Kanoniker gegen den liberalen Kirchenmann auf, der sich vor dem Senat der Stadt und dem Drosten Matthias von Altenbochum verantworten muss. Der Rat spricht Hamelmann zwar vom Vorwurf der Ketzerei frei, letztendlich wird ihm aber vom Fürstenhof ein Berufsverbot erteilt.
Hamelmann indes hatte in nur einem Jahr den Wandel herbeigeführt. Der Franziskanermönch, der auf den Reformator folgte, wurde von den Gemeindemitgliedern nicht mehr akzeptiert. In einer letzten Filmszene sieht man ihn und die Kanoniker vor den Bürgern die Flucht ergreifen.
Anschaulich, informativ und kreativ erzählt der 18-minütige Film ein Stück Bielefelder Kirchengeschichte. Das interdisziplinäre Projekt anlässlich des 450 Jahrestags der Reformation in Bielefeld wurde von Thomas Neidhardt, Lateinlehrer am Helmholtz, angeregt. Neidhardt übergab die Federführung an seine Kollegin Andrea Niekamp, die im Lateinunterricht nicht nur die Memoiren Hamelmanns übersetzen ließ - die Schüler schrieben auch eigene Erzähltexte und übersetzten sie anschießend ins Lateinische.
Um einen ganzheitlichen Eindruck zu gewinnen, stand Bielefelds Stadtgeschichte während jener Zeit im Geschichtsunterricht auf dem Stundenplan. Im Musikunterricht lernten die Pennäler parallel dazu das geistliche Liedgut kennen, und im Religionsunterricht beschäftigten sich die Jugendlichen mit den unterschiedlichen Auffassungen vom Abendmahl. Nicht zuletzt Schauspielkunst und der Umgang mit dem Filmmedium flossen in das Halbjahresprojekt ein.
»Mit dem Film wird das Helmholtz-Gymnasium im kommenden Jahr an einem Sprachenwettbewerb teilnehmen«, kündigte Andrea Niekamp an. Angedacht ist zudem, einige Kopien in der Mediothek des Landeskirchenamtes zu platzieren.

Artikel vom 06.07.2005