05.07.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Guter Rat bei schlechten Noten

Mütter und Väter sind die Hauptkunden am Zeugnistelefon in Detmold

Von Reinhard Brockmann
Detmold (WB). Guter Rat bei schlechten Noten ist heiß begehrt. Das Zeugnistelefon der Bezirksregierung in Detmold steht vor dem Ferienbeginn in NRW nicht mehr still.

Die Stunde der Wahrheit schlägt für Sitzenbleiber seit Ende letzter Woche. Wer das Klassenziel im ersten Anlauf verfehlt, bekommt nämlich das Nichtversetzungszeugnis vorab mit der Post: »Schon am Donnerstag klingelte das Telefon im Zehn-Minuten-Takt«, berichtet Antje Leßmann, die in Detmold mit Kerstin Klein-Dix am Zeugnistelefon sitzt.
Oft gehe es darum, ob die Schule über die Verschlechterung der schulischen Leistungen informiert habe. Nicht jeder weiß, dass nur bei nachlassenden Leistungen, nicht aber bei »Dauer-Fünfen« oder »Beton-Sechsen« gewarnt werden muss.
Dankbar angenommen wird auch der Hinweis, dass Sitzenbleiber am letzten Schultag nicht unbedingt dabei sein müssen, wenn die Klassenkameraden laut jubelnd mit dem Zeugnis in der Hand in die Ferien aufbrechen.
Es sind vor allem besorgte Eltern, die sich von den Fachleuten beraten lassen und wissen wollen, was noch zu retten ist. Nicht Schüler, sondern Väter und Mütter sind die Hauptkunden am Zeugnistelefon. Für Mütter ist der Anruf in Detmold mitunter eine tränenreiche Angelegenheit. Dann ist Feingefühl gefragt. Aber auch das gibt es: »Väter sind entweder super-sachlich, oder, einige wenige, super-aggressiv«, berichtet Antje Leßmann. Für alle Anrufer gilt, dass sie am Ende den Rat einer neutralen dritten Stelle schätzen.
Auch aufgeregte Großeltern und Oberstufenschüler nutzen den Telefonservice, der sogar anonym Auskunft erteilt. Nur das sprichwörtliche »Klein-Fritzchen«, das nach einer gewieften Ausrede fürs miese Zeugnis sucht, bleibt die Ausnahme. Mitunter versuchen Eltern schon mal ein Sitzenbleiben »wegzuverhandeln«. Die PISA-Studie, heißt es dann, habe schließlich gezeigt, dass Sitzenbleiben nichts bringe; warum kann Detmold beim eigenen Filius nicht danach verfahren?
»Wir informieren über Widerspruch, Nachprüfung, Schulwechsel und alle schulrechtlichen Fragen«, sagt Dezernatsleiterin Maria Kisting-Dierker. Grundsätzlich rät sie, von der Möglichkeit einer Nachprüfung, Gebrauch zu machen. »Man würde eine gute Chance vergeben«. Ob eine Nachprüfung noch möglich ist, teilt die Schule mit. Aber auch in Detmold lässt sich diese nicht immer ganz einfache Frage klären. Expertin Kerstin Klein-Dix hat dafür umfängliche Unterlagen zur Hand - zumindest für sie kein Buch mit sieben Siegeln.
Hochsaison im vierten Stock der Bezirksregierung. Dabei haben die über Normalmaß hinausgehenden Anfragen bereits vor zehn Wochen eingesetzt. Als die ersten Blauen Brief auf die Reise gingen, wurde das in Detmold sofort registriert. Bis einschließlich Montag, 11. Juli, sind die Fachfrauen vom Zeugnistelefon noch auf verstärkte Anfragen eingerichtet.
Streng genommen ist Detmold nur zuständig für Real- und Gesamtschulen, Gymnasien und Berufskollegs. Andere Anfragen werden aber auch beantwortet. Gegebenenfalls wird auf die jeweiligen Kreisschulämter verwiesen.
Bis nächsten Montag, 11. Juli, ist das Team der Schulaufsicht in Detmold täglich in der Zeit von 8 bis 16 Uhr unter der Telefonnummer 05231/ 714848 zu erreichen.

Artikel vom 05.07.2005