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»Wer abends nicht ausgeht . . . «

Ostwestfalen-Lippe erlebte seine erste »Visitenkartenparty« in Bielefeld

Von Bernhard Hertlein
Bielefeld (WB). Haben Sie noch Platz in ihrer Visitenkartensammlung? Haben Sie alle Fisch-sucht-Fahrrad-, Get-together- und After-Work-Partys mitgemacht und noch nicht genug? Wollen Sie nicht irgendwen kennen lernen, sondern Geschäftspartner und Kunden?
Veranstalteten Bielefelds erste »Visitenkartenparty«: Yvonne Laage und Michael Henschke.
Dann sind Sie richtig bei den neuen »Visitenkarten-Partys«. Angefangen hat alles mit Yvonne Laages Vater und dessen Spruch »Wer abends nicht ausgeht, macht morgens kein Geschäft.« An ihn erinnerte sich die Tochter, als sie, von Tübingen nach Hamburg umgezogen, versuchte, ihre Firma TxT-Help zur Vermittlung von Fachautoren bekannt zu machen. Sie ging abends aus, hörte Vorträge, übte sich bei einem Glas Selters oder Sekt in Small Talk. Doch nach einer halben Stunde warÕs meistens vorbei - zu kurz und zu oberflächlich, um bei den richtigen Leuten einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen. Da entschied 2002 die damals 24-Jährige, selbst aktiv zu werden.
Die erste »Visitenkartenparty« war gleich ein Erfolg. Inzwischen folgten mehr als 70 in 14 deutschen Städten. In Bielefeld, der Nummer 15, trafen sich etwa 120 Männer und Frauen im Hotel »Mercure«. Die Organisation vor Ort übernahm Michael Henschke. Der Chef der Bielefelder Kommunikationsagentur Comahead hatte den neuen Partytyp in Hamburg kennen gelernt und war sofort begeistert. Wie bei Laage hingen auch bei Henschke an Stellwänden die Steckbriefe der Teilnehmer, meist mit Foto. So war es leicht, gewünschte Gesprächspartner zu identifizieren. Kleine Spielchen -Ênicht zu viele, denn das mögen weder Hanseaten noch Ostwestfalen -Ê sorgten dafür, dass man mit möglichst vielen Partygästen ins Gespräch kam.
Anthony Best hat sich vor einem Jahr als Fußbodenverleger selbständig gemacht. »Das hier ist besser als der Eintrag in den Gelben Seiten«, sagt er über die Visitenkartenparty.
Die Gütersloherin Heike Kähler betreibt seit eineinhalb Jahren eine Praxis als Steuerberaterin und sucht Mandanten, die als Existenzgründer Rat benötigen oder mit ihrem bisherigen Steuerberater unzufrieden sind.
»Ich hoffe auf Mund-zu-Mund-Propaganda«, sagte Marga Ferrari. Sie organisiert »Kaffeeklatsch«-Runden für Menschen, die gerne Nachbarn oder Freunde einladen, aber die Mühen der Vorbereitung und des Aufräumens scheuen.
Laage ist von Bielefeld begeistert. Vielleicht kommt sie bald wieder -Ênicht nur zur Party. Inzwischen hat sie 4000 bis 5000 Visitenkarten gesammelt: »Da sind echte Raritäten dabei.« Besonderheiten, die sie gern mal ausstellen würde . . .

Artikel vom 05.07.2005