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Diesel spart immer weniger

ADAC-Studie vergleicht 420 Modelle - Selbst Vielfahrer sollten rechnen

Bielefeld (WB/kol). Der Spar-Vorteil von Autos mit Dieselmotor schmilzt dahin. Nach einer ADAC-Studie macht sich eine Diesel-Motorisierung bei Neuwagen im Durchschnitt erst bei einer Jahresfahrleistung von etwa 15 000 Kilometern bezahlt. Noch vor einem Jahr ging die Rechnung bereits bei 11 000 Kilometern auf.

Das hat der ADAC bei einer Studie mit 420 Automodellen mit vergleichbarer Diesel- und Benzinmotorisierung herausgefunden. Wesentlicher Grund für die verschlechterte Diesel-Bilanz sei der geschrumpfte Preisvorteil an der Zapfsäule, sagte ADAC-Sprecher Peter Hemschik gestern dieser Zeitung.
Diesel koste derzeit im Bundesdurchschnitt 1,07 Euro je Liter, Superbenzin 1,22 Euro. Im Juli vergangenen Jahres war Dieselkraftstoff laut ADAC im bundesdeutschen Durchschnitt für 94 Cent zu haben, Super kostete 1,17 Euro. »Der Preisvorteil des Diesels ist seither von 21 auf 15 Cent geschrumpft«, rechnet Hemschik vor.
Dem Spar-Vorsprung an der Zapfsäule hat der ADAC in seiner Vergleichsrechnung die höheren Anschaffungspreise sowie Wertverlust und Werkstattkosten bei einer angenommenen Nutzungsdauer von vier Jahren bis zum Wiederverkauf gegenübergestellt. Berücksichtigt wurde auch der im Regelfall deutlich geringere Kraftstoffverbrauch von Diesel-Fahrzeugen.
Die Anschaffung eines Neuwagens mit Diesel-Motor rechnet sich demnach in 93 Prozent der Fälle für Vielfahrer mit einer Jahresfahrleistung von etwa 30 000 Kilometern. Lediglich bei einigen wenigen Modellen wie dem Audi A4 2.5 TDI oder dem BMW 745d Steptronic erweist sich die Benziner-Alternative selbst bei Langstreckenfahrern als kostengünstiger.
Für Wenig-Fahrer mit 10 000 Jahreskilometern rechnet sich der Dieselmotor laut ADAC nur noch bei jedem dritten Modell. Dazu zählen der Ford Mondeo Turnier 2.2 TDCi, der im Vergleich um etwas stärkeren 2,5-Liter-Benzinmotor-Schwestermodell auf jedem Fahrkilometer 5,7 Cent einspart. Beim Mercedes 320 CDI beläuft sich der Kostenvorteil gegenüber der Benzinerversion laut ADAC sogar auf 10,7 Cent.
Bei einer Jahresfahrleistung von 15 000 Kilometern schneiden immerhin noch 57 Prozent der Diesel-Neuwagen günstiger ab als das Vergleichsmodell mit Benzinmotor. Dabei kann die Rechnung für verschiedene Ausstattungsvarianten des selben Modells unterschiedlich ausfallen. Während etwa der VW Golf Variant 1.6 FSI bei 15 000 Jahreskilometern um 0,4 Cent je Kilometer günstiger ist als das 1.9-TDI-Dieselmodell, schlägt der 96-KW-Diesel im Golf Variant die vergleichbare 85-kW-Benziner-Variante mit ebenfalls 0,4 Cent je Kilometer. »Wer sich beim Neuwagenkauf wegen des Preisvorteils an der Tankstelle für einen Diesel entscheidet, sollte genau rechnen«, lautet das Fazit der ADAC-Studie.
Nach Angaben des ADAC entscheidet sich derzeit jeder zweite Neuwagenkäufer für ein Diesel-Modell. Zugelassen sind in Deutschland etwa neun Millionen Autos mit Selbstzündermotor. Damit machen Dieselfahrzeuge jetzt 20 Prozent des gesamten Pkw-Bestandes in Deutschland aus.
www.adac.de/Auto_Motorrad/
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Artikel vom 05.07.2005