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Beschuss von Tempel 1

Millionen für Kometenstaub


Das weltumspannende Musik-Großereignis »Live 8« am Wochenende war kaum verklungen, da richtete die Welt der kosmischen Wissenschaften das mediale Interesse auf den bevorstehenden Aufprall eines menschengemachten Geschosses auf den Kometen Tempel 1. Schnapszahlige 333 Millionen Euro ließen sich die US-Weltraumbehörde NASA und befreundete Geldquellen das Ereignis kosten. Gestern feierten sie das perfekte Gelingen: Präzisionsarbeit!
Stimmt schon: Da startet hier auf Erden im Januar eine Rakete, die lässt jenseits der Atmosphäre eine Sonde frei, jene hat ein kühlschrankgroßes Projektil im Gepäck und das trifft nach einer kurvenreichen Reise von einem halben Jahr und 430 Millionen Kilometern tatsächlich 133 Millionen Kilometer von der Erde entfernt einen ganze 14 Kilometer langen Felsen in der Unendlichkeit. Hochachtung!
Trotzdem ein Schuss in den Ofen? Wir erinnern: Gutmensch Bob Geldof hatte passend zum Gipfeltreffen der weltwirtschaftsführenden Staaten G8 das Konzertereignis »Live 8« aus dem Boden gestampft, um darauf hinzuweisen, dass (vor allem) in Afrika Armut, Hunger und Krankheit den Alltag (vor allem) der Kinder bestimmen - und die »Großen 8« doch bittesehr für ein paar Dollar mehr Entwicklungshilfe hier eine Menge vor der eigenen Haustür ausrichten könnten...
Müssen wir wirklich für viel Geld Kometenstaub produzieren? Eigentlich nicht, oder? Ingo Steinsdörfer

Artikel vom 05.07.2005