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Glaukom-Vorsorge
ist unverzichtbar

Gute Heilungschancen bei Früherkennung

Von Uwe Koch
Bielefeld (WB). »Der grüne Star - in der Fachsprache wird er Glaukom genannt - ist eine Volkskrankheit«, sagt Professor Dr. Reinhard Burk, Chefarzt der Augen-Klinik an der Brackweder Rosenhöhe. Auf seine Einladung besuchten 55 Augenärzte aus Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen am Wochenende das hoch qualifizierte »Bio 2005« (Bielefelder Ophtalmologendialog). Symposium und Workshop waren der häufigsten Erblindungsursache in Mitteleuropa gewidmet.

Die Rosenhöhe ist Teil der Städtischen Kliniken Bielefeld GmbH. Als Referenten hatte Reinhard Burk Professor Leopold Schmetter aus Wien und Professor Ulrich Schiefer aus Tübingen gewinnen können. Beide renommierten Experten setzten sich mit der Funktionsdiagnostik in Form von Gesichtsfeldmessungen und neuen Konzepten der Therapien (hier: Techniken zur Erfassung und Dokumentation von Sehnervendaten und Nervenschichtdefekten) auseinander. Das Glaukom ist eine schmerzlose Erkrankung des Auges. »Schleichend und anfangs unmerklich werden Sehnervenfasern unwiederbringlich zerstört«, erklärt Burk, »und das ist fatal.« Die Nervenfasern sind für die Weiterleitung der visuellen Informationen zum Gehirn verantwortlich. Je mehr Nervenfasergewebe verloren geht, um so lückenhafter wird die Information, die das Gehirn vom Auge erhält. Es entstehen sozusagen schwarze Flecken in einem Teil des Gesichtsfeldes. Allerdings wir deren Existenz im Sehfeld des Kranken vom Gehirn überblendet.
Verursacht wird der Verlust von Nervenfasergewebe in den meisten Fällen durch einen erhöhten Augeninnendruck, der eine mangelhafte Versorgung des Nervengewebes zur Folge hat. Mehrere Faktoren wie Alter ab 40 Jahren, eine frühere Verletzung oder Entzündung des Augeninneren sowie Durchblutungsstörungen in Händen und Füßen erhöhen das Risiko einer Glaukomerkrankung. Dauert die Unterversorgung des Nervengewebes an, kann es zu Gesichtsfeldausfällen bis hin zur Erblindung kommen, wenn dem nicht rechtzeitig entgegengewirkt wird.
Normalerweise spürt der Patient an sich selbst das Glaukom jahrelang nicht - es verursacht keine Schmerzen und die Sehkraft vermindert sich kaum. Reinhard Burk: »Beim grünen Star ist die Vorsorge äußerst wichtig.« Sofern ein Glaukom im frühen Stadium entdeckt werde, stünden die Chancen, die Sehkraft zu erhalten, meist gut. Das Wichtigste sind dann die Einhaltung der regelmäßigen Kontrolluntersuchungen beim Augenarzt und die gewissenhafte Einnahme der verordneten Medikamente. Niedergelassene Augenärzte bieten heute als individuelle Gesundheitsleistung ein Glaukom-Screening an. Dieses besteht aus einer Augeninnendruckmessung, Sehschärfenprüfung und Sehnerven-Untersuchung. Die objektivste und empfindlichste Untersuchung ist jedoch die Nervenfaseranalyse mit dem Laserscanner. Die Behandlung erfolgt zunächst mit Medikamenten, meist Augentropfen. Reichen diese nicht mehr aus oder treten unerwünschte Nebenwirkungen auf, kann eine Laseroperation oder eine konventionelle Operation nötig werden. Unverständlich für Augenärzte bleibt daher die Haltung des gemeinsamen Bundesausschusses der Krankenkassen, der jüngst den Wegfall der Glaukomvorsorge aus dem Leistungskatalog beschlossen hat. Reinhard Burk hält die Entscheidung für »fatal und absurd«. Folge könne sein, »dass wir mit mehr Spätschäden rechnen müssen«.

Artikel vom 04.07.2005