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»Am Ende deutliches Minus«

Die neuen gesetzlichen Regeln am Beispiel des Rentners Peter Siemon

Von Ulrich Hohenhoff
(Text und Foto)
Brackwede (ho). Er ist nur einer von Millionen Rentnern, die in diesen Tagen enttäuscht auf den Bescheid der gesetzlichen Rentenversicherung schauen, die meisten haben nämlich weniger auf ihrem Rentenkonto: Peter Siemon (57) geht es nicht um »die paar Euro«, ihm »stinkt« die Art und Weise, »wie durch veränderte Gesetzgebung »von der rechten in die linke Tasche gewirtschaftet wird«.

Die Freude über die Senkung seiner Krankenkassenbeiträge von bisher 13,7 Prozent auf 12,8 Prozent ist dahin. »Da hätte ich netto 5,48 Euro weniger zahlen müssen, der zusätzliche Krankenkassen-Beitrag von 0,9 Prozent auf das Bruttoeinkommen macht 10,97 Euro aus. Unterm Strich zahle ich also 5,59 Euro pro Monat mehr«. Dazu kommt die »Nullrunde« der gesetzlichen Leistungsempfänger. »Rechnet man alles zusammen, ein deutliches Minus«, klagt der Frührentner und frühere Abteilungsleiter im Maschinenbau.
Allein die Mehrabzüge durch den Zuschlag bei der Krankenversicherung summieren sich bei Peter Siemon auf 67,08 Euro im Jahr. »Ein erkleckliches Sümmchen, Politiker und Bürokraten fassen immer nur den kleinen Leuten in die Tasche. Dabei habe ich mein ganzes Berufsleben lang super eingezahlt«, schimpft der Maschinenbautechniker, der seit dreieinhalb Jahren wegen eines Gelenkrheuma-Leidens Frührentner ist. »Und das auch nur auf Zeit, denn die LVA überprüft regelmäßig penibel die Anspruchsvoraussetzungen«.
Mit 14 Jahren trat Peter Siemon ins Berufsleben ein, absolvierte eine Ausbildung zum technischen Zeichner, machte nach drei Jahren den Gesellenbrief, kam mit 19 Jahren »zum Bund« und verpflichtete sich für zwei Jahre bei der Luftwaffe.
Nach dem Wehrdienst setzte er sich »noch mal auf den Hosenboden«, studierte Maschinenbautechnik, ist stolz darauf, »dass ich schon mit 24 Jahren staatlich geprüfter Maschinenbautechniker war«. Als Peter Siemon mit 49 Jahren arbeitslos wurde, weil »seine« Firma die Tore schloss, mochte der aktive Mann »nicht die Hände in den Schoß legen«.
Er verdingte sich als Friedhofsgärtner, »weil ich in meinem erlernten Beruf einfach keine Chance mehr hatte«. Das schleichend einsetzende Gelenkrheuma mit Cortison-Behandlung zwang ihn schließlich dazu, die Beschäftigung aufzugeben. »Obwohl mir die immer viel Spaß gemacht hat und ich froh war, überhaupt noch einen Job gefunden zu haben«.
Zwar wird dem 57-jährigen auch so die Zeit nicht lang, er baut gern Modellspielzeuge und bewirtschaftet einen Schrebergarten, »doch lieber würde ich noch richtige Arbeit haben«. Über die Höhe seiner Erwerbsminderungs-Rente beklagt sich der Brackweder nicht. »Doch wenn die durch gesetzgeberische Tricks immer weniger wird, ist das eine Riesens . . .«

Artikel vom 02.07.2005